Trockenbürsten (Drybrushing)

Wenn man den Begriff „Trockenbürsten“ im Internet recherchiert, findet man sehr schnell Miniaturenbemaler, die immer wieder betonen, dass diese Technik ihren schlechten Ruf zu Unrecht habe und es sich hierbei keinesfalls nur um einer Anfängertechnik handele. Vielmehr sei es ein wichtiges Werkzeug im Werkzeugkasten eines jeden Hobbyisten. Doch wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Wenn so viele ein scheinbar negatives Bild von dieser Technik haben, ist dann nicht vielleicht etwas Wahres dran? Im Folgenden möchte ich dies etwas weiter beleuchten und dazu erst einmal erklären, was Trockenbürsten eigentlich ist und wie es funktioniert.

Die meisten Beginner, denen man das Trockenbürsten zeigt, sind fasziniert davon, wie schnell man mit wenig Arbeit Details an einem Modell hervorheben kann. Diese Faszination ist es dann wohl auch, die dazu führt, dass diese Technik bei jeder sich bietenden Gelegenheit eingesetzt wird – doch dies ist wohl auch der Grund für den teilweise schlechten Ruf der Technik. Aber eins nach dem anderen.

Was genau ist mit Trockenbürsten gemeint?

Die Farbpigmente legen sich an den hervorstehenden Teilen des Modells ab.

Mit „Trockenbürsten“ bezeichnet man das Bemalen einer Miniatur mit einem nahezu trockenen Pinsel, auf dem sich nur noch wenig Farbpigmente befinden. Diese Pigmente werden – wie der Name schon vermuten lässt – auf die Figur gebürstet. Dabei bleibt die Farbe an den hervorstehenden Ecken und Kanten des Modells hängen. Diese Technik dient also dazu, Highlights zu setzen.

Was benötige ich zum Trockenbürsten?

Beispiele für typische (bereits gebrauchte) Trockenbürstpinsel

Um die Technik sinnvoll auszuführen, benötigt man etwas andere Pinsel als bei den sonstigen Maltechniken. Normalerweise würden wir ja bei einem Pinsel darauf achten, dass er eine präzise Spitze aufweist und gleichzeitig der Haarkörper möglichst viel Flüssigkeit bzw. Farbe aufnehmen kann.

Auch die Festigkeit bzw. Starrheit der Haare spielt eine Rolle – dies ist jedoch eher Geschmackssache. Für das Trockenbürsten verwenden die meisten hingegen wohl eher einen Pinsel mit recht festen bzw. starren Haaren – fast so wie der klassische Borstenpinsel, den man aus dem Tuschkasten der Grundschule kennt. Die starreren Haare erzeugen etwas mehr Reibung am Modell und die Farbpigmente werden so besser abgegeben. Außerdem sind diese Pinsel robuster und überleben diese unsanfte Technik etwas länger (allerdings auch nicht für immer). Ich persönlich rate jedoch von der Verwendung eines echten Borstenpinsels ab, da die Borsten wiederum zu fest sind und zu schnell eine erkennbare Struktur auf dem Modell hinterlassen.

Die Spitze des Pinsels sollte relativ breit sein – die genaue Größe ist natürlich, wie sonst auch, abhängig von der Größe der zu bemalenden Fläche. Viele Hersteller bieten extra Trockenbürstpinsel an, die genau für diese Technik gedacht sind, beispielsweise Games Workshop/ Citadel (*) oder Army Painter (*).

Schminkpinsel Trockenbürstpinselalternative

Eine Alternative zum Borstenpinsel, die ich erst seit kurzer Zeit für mich entdeckt habe, sind im Übrigen Schminkpinsel (*). Der Onlinehandel ist diesbezüglich für uns Hobbyisten ein echter Segen. Zum einen bekommt man 20-teilige Sets für wenige Euros und zum anderen erspart man sich als Mann peinliche Nachfragen an der Kasse ;-).

Abgesehen von Pinseln benötigt man zum Trockenbürsten natürlich auch Farben. Zwar bietet Citadel bzw. Games Workshop hierfür ein eigenes Sortiment an Farben (*) an, doch funktioniert diese Technik grundsätzlich auch problemlos mit den Farben, die wir sonst auch zum Bemalen unserer Miniaturen verwenden. Ich persönlich kann mich im Übrigen mit den dicken Drybrush Farben von Games Workshop nicht anfreunden, da mir diese zu klumpig sind und ich Schwierigkeiten habe, sie gleichmäßig auf das Modell aufzutragen. Möglicherweise liegt dies jedoch auch an einem Anwendungsfehler meinerseits. (Update Oktober 2023: Nein, vermutlich nicht. 😉 ) Zum Trockenbürsten nicht geeignet sind allerdings Washes oder Glazes, da diese schlicht zu flüssig sind und – in Relation zur Menge des Mediums – zu wenig Pigmente enthalten.

Zuletzt benötigt man zum Trockenbürsten auch noch eine Fläche, an der man die Pinsel trockenwischen kann. Hierfür kann ein Blatt Papier genutzt werden oder auch z.B. ein Holzbrettchen. Bis zum Oktober 2023 stand hier, dass man dafür auch gut Haushaltspapier verwenden könne. Davon rate ich mittlerweile eher ab, weil Haushaltspapier zu viel bzw. zu schnell Feuchtigkeit aufnimmt. (Das Foto unten dient nur der Veranschaulichung und nicht als Anleitung.) Zwar sollte beim Trockenbürsten deutlich weniger Flüssigkeit im Pinsel sein als beim sonstigen Malen, aber auch hier dürfen die Pinselhaare nicht absolut trocken werden. (Im Englischen wird in diesem Zusammenhang immer von „damp“ gesprochen, was man vielleicht mit „ganz wenig feucht“ oder „nebelfeucht“ übersetzen könnte.)

Wenn du möchtest, kannst du dir auch eine Strukturpalette für diesen Zweck basteln. Wenn du dich zum ersten Mal an diese Technik wagst, hat das aber Zeit.

Wie funktioniert Trockenbürsten?

Der Pinsel sollte vor dem Auftragen der Farbe auf die Figur nahezu sauber gewischt werden.

Dieses Abwischen der Farbe vom Pinsel ist vermutlich der wohl wichtigste Schritt dieser Technik und wahrscheinlich auch der Schritt, bei dem man als Anfänger Fehler macht, weil man zu zaghaft ist. Auf dem Foto oben kann man sehen, wie viel Farbe ich wieder von meinem Pinsel abstreife, bevor der Pinsel das erste Mal in Kontakt mit dem Modell kommt. Jeder blaue Streifen (begonnen von links) ist dadurch entstanden, dass ich meinen Pinsel einmal nach unten und dann auf dem gleichen Weg einmal nach oben abgestriffen habe. Natürlich ist die Anzahl der Wischer völlig egal und natürlich würde man normalerweise auch nicht einen Strich neben den anderen setzten. Wichtig ist vielmehr, dass der Pinsel fast keine Farbpigmente mehr auf dem Papier hinerlässt, bevor man ihn am Modell einsetzt. Im Zweifelsfall sollte man immer zu wenig statt zu viel Farbe auf dem Pinsel haben. (Nach dem Streifen ganz rechts habe ich noch drei weitere Streifen auf einem zweiten Blatt hinterlassen, bevor ich mich an die Miniatur herangetraut habe.)

Der Pinsel bewegt sich von links nach rechts und umgekehrt über die hervorstehenden Kanten.

Beim eigentlichen Trockenbürsten sollte der Pinsel mit so wenig Druck wie möglich und locker aus dem Handgelenkt geführt werden – so ähnlich als würde man eine kostbare und zerbrechliche Antiquität mit einer Feder entstauben wollen. Die Technik funktioniert durch die häufige Wiederholung der Bewegung und nicht durch das Aufbringen von Druck. Die Bewegungsrichtung wird dabei von der Miniatur vorgegeben. Damit sich Farbe an den hervorstehenden Elemente der Miniatur ablegen kann, muss ich den Pinsel im rechten Winkel zur Kante bewegen, die ich bemalen möchte. In unserem zweidimensionalen Beispiel oben würde der Pinsel von links nach rechts und von rechts nach links über die Kanten geführt werden – und zwar so oft, bis sich genug Farbe abgelegt hat, dass man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Würde man stattdessen den Pinsel in unserem theoretischen Beispiel von vorne nach hinten über die Strukturen führen, geriete auch Farbe in die Vertiefungen, was unserem angestrebten Ziel (das Setzen von farblichen Highlights auf die hervorstehenden Elemente) zuwider liefe. Natürlich bearbeitet man nicht jede einzelne Struktur einzeln. Verglichen mit anderen Techniken ist dieses Vorgehen relativ grob und man würde in unserem obigen Beispiel immer mehrere Kanten auf einmal bemalen. Ein Vorteil dieser Technik ist es ja eben, dass man recht schnell zu einem überzeugenden Ergebnis kommt.

Anwendungsbeispiel 1: Space Marine

Space Marine (GW): links Grundfarbe und Wash; Mitte erstes Trockenbürsten; rechts zweites Trockenbürsten

In dem obigen Beispiel wurde im ersten Schritt auf die blaue Grundfarbe (Macragge Blue, GW) ein Wash (Drakenhof Nightshade, GW) aufgetragen. Anschließend wurde das Modell mit einem etwas helleren Blauton (Altdorf Guard Blue, GW) trockengebürstet. Wie man sehen kann, treten die Konturen der Figur dadurch etwas besser zu Tage und sie wurde insgesamt aufgehellt. Der farbliche Unterschied zur Grundfarbe war jedoch nicht sehr hoch, sodass das Ergebnis noch recht subtil ausfällt. Im dritten Schritt wurde das Modell dann noch einmal mit einem noch helleren Blauton (Calgar Blue, GW) trockengebürstet. Der Unterschied zum ersten Schritt ist nun deutlich zu sehen und die Figur hat insgesamt mehr optische Tiefe erhalten.

Die Strukturen auf der Miniatur geben die Pinselrichtung vor.

Die Richtung der Pinselführung lässt sich gut an den Schulterpanzern des Space Marines veranschaulichen. In den Bereichen, in denen der Rand des Schulterpanzers von oben nach unten (bzw. umgekehrt) verläuft, führt man den Pinsel von links nach rechts und umgekehrt über das Modell. Genau andersherum verhält es sich mit dem unteren Teil des Schulterpanzers, also dort, wo die Struktur von links nach rechts (bzw. umgekehrt) verläuft. Hier wird mit dem Pinsel von oben nach unten und von unten nach oben gebürstet. Auf diese Weise treten die Kanten den Schulterpanzers deutlicher hervor – in meinem Beispielbild oben sieht man dies am deutlichsten am unteren Schulterrand.

Je nach Struktur der Figur muss die Pinselrichtung angepasst werden. Um die einzelnen Federn des geflügelten Schädels auf der Brust des Space Marines farblich zu betonen, muss sich die Pinselstrichrichtung entsprechend des Verlaufs der Federn verschieben.

Im Übrigen besteht natürlich auch die Möglichkeit, den Pinsel nur in einer Richtung über die Miniatur zu bewegen (und eben nicht hin und her zu bürsten). Auf diese Weise entsteht der Eindruck, dass sich die Lichtquelle in der Richtung befindet, von wo aus man über das Modell bürstet. Bewegt man also beispielsweise den Pinsel nur von oben nach unten über die Figur, wirkt es, als würde sich die Lichtquelle oberhalb der Figur befinden.

Der Schulterpanzer des Space Marines wirkt verschrammt.

Das Space Marine Beispiel zeigt allerdings auch die Grenzen der Technik des Trockenbürstens. Vor allem an den größeren glatten Flächen, wie den Schulterpanzern, hinterlassen die Borsten des Pinsels eine optische Struktur, die wie eine zerkratzte Oberfläche wirkt. Obwohl es auch Figurenbemaler gibt, die diese Technik so gut beherrschen, dass ihnen die glattesten Übergänge gelingen, werden die allermeisten von uns wohl beim Einsatz des Trockenbürstens immer mit diesem Phänomen zu kämpfen haben. Diese Kratzer lassen sich durch den Einsatz von Lasuren durchaus noch abmildern bzw. sogar ganz entfernen, doch ist dieses Verfahren recht zeitaufwändig.

Anwendungsbeispiel 2: Beast of Nurgle

Beast of Nurgle (GW): links Grundfarben und Wash; rechts: nach dem Trockenbürsten

Als Grundfarben wurden auf den Bauch dieses Beast of Nurgle (GW) ein heller Beigeton (Ushabti Bone, GW) und ein helles Braun (Mud Brown, Vallejo Model Air) mittels Airbrush aufgetragen. Nachdem das braune Wash (Agrax Earthshade, GW) getrocknet war, wurde das Modell sowohl mit einem dunkleren Beige (Karak Stone, GW) als auch mit dem helleren Grundfarbton (Ushabti Bone, GW) trockengebürstet.

Diese Miniatur weist im Gegensatz zum Space Marine eine unebene und eher „natürliche“ Oberfläche auf. Der Bauch der Figur wirkt wie sprödes Leder und ist rissig und faltig. Zudem verläuft die Textur größtenteils in eine Richtung: von links oben nach rechts unten. Diese Eigenschaften machen dieses Modell zu einer idealen Oberfläche zum Trockenbürsten.

Wozu ist Trockenbürsten besonders gut geeignet (und woher hat es seinen schlechten Ruf)?

Wie man leicht an den beiden Beispielen oben erkennen kann, ist nicht jede Miniatur – oder besser gesagt: nicht jeder Teil einer Miniatur – gleich gut zum Trockenbürsten geeignet. Möchte man die möglichst glattes Finish erreichen, sollten man wohl eher auf andere Techniken zurückgreifen. Hat man es hingegen mit einer Miniatur zu tun, die sehr viel unebene Textur aufweist, ist Trockenbürsten ein toller Weg, um zügig ein sehr überzeugendes Ergebnis zu erreichen. Diese unebenen Strukturen findet man z.B. häufig bei Modellen, die viel Haar, Fell oder auch Schuppen aufweisen. Ein weiteres häufiges Anwendungsgebiet sind Geländestücke, da sich Mauerwerk und Felsen so sehr gut bemalen lassen. Nicht zuletzt ist Trockenbürsten die Technik schlechthin, um die Base einer Miniatur zu bemalen, da viele Tabletop-Spieler die Base gestalten, indem sie sie mit Sand oder auch Backpulver bestreuen, um einen unebenen Untergrund zu erzeugen.

Ein weiteres großes Anwendungsgebiet des Trockebürstens ist das Skizzieren bzw. Etablieren von Highlights auf dem Modell vor dem eigentlichen Bemalprozess. Mehr dazu findest du in meinem Artikel zum value sketching oder wenn du slap chop googlest.

Ich habe den starken Verdacht, dass der Grund für das schlechte Image, dass das Trockenbürsten bei einigen Miniaturenbemalern zu haben scheint, daher rührt, dass diese Technik gelegentlich in Situationen Verwendung findet, für die sie eigentlich nicht gedacht ist. Setzt man das Trockenbürsten jedoch dort ein, wo diese Technik glänzen kann, erlaubt sie einem mit nur wenig Aufwand noch so kleine Details eines Modells hervorstechen zu lassen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass diese Technik ihren schlechten Ruf zu Unrecht hat und es sich keinesfalls um eine Anfängertechnik handelt. 😉 Vielmehr ist sie ein wichtiges Werkzeug in unserem Repertoire, dass uns – verwendet in der richtigen Situation – schnell überzeugende Ergebnisse liefern kann.

23 Replies to “Trockenbürsten (Drybrushing)”

  1. Toll beschrieben, danke für den Beitrag. Eine Frage: Meine Pinsel (Citadel / Army Painter) sind bei dieser Technik immer recht schnell hinüber, besonders die Spitzen verbiegen sich stark. Was mache ich falsch?

    1. Danke für das Lob.
      Dass die Pinsel bei dieser Technik leiden, ist normal. Du kannst versuchen, die Abnutzung etwas zu reduzieren, indem du wirklich nur sehr leicht über die Oberfläche der Figur streichst/wedelst. Es ist außerdem sinnvoll, einen Trockenbürstpinsel für „feineres“ Trockenbürsten zu reservieren, mit dem du nur relativ kleine Highlights bemalst, und die etwas „ausgelatschteren“ Pinsel kannst du dann für die groberen Aufgaben (z.B. Gelände) verwenden. Außerdem solltest du die Pinsel nach der Benutzung gut auswaschen und idealerweise mit Pinselseife reinigen/ plegen. (Ich habe dazu hier vor kurzer Zeit etwas geschrieben.)

  2. Danke für deine wahnsinnig tolle Arbeit, bin gerade in dem Hobby drin und dein Seite und Tipps hilft mir sehr. Man merkt wieviel Arbeit du in diese Seite gesteckt hast.

    1. Hallo Stefan,
      vielen Dank für deine freundliche Rückmeldung. Es freut mich sehr, wenn meine Hinweise und Überlegungen für andere von Nutzen sind. 🙂

  3. Hallo und guten Tag.Ja das Trockenbürsten hat seinen Ruf weg. Habe schon ganze Armeen gesehen die nur so bemalt waren.Na ja.Fahrzeuge und auch alles andere „technische“ lässt sich so aber sehr sauber darstellen.Immer natürlich vorrausg.das man nicht übertreibt.Bin seit 20 Jahren Panter und nutze diese Technik immer wieder gerne.

  4. Famos ausführlich die Anleitung; die Anregung , mit einer Mehrzahl von Farben nacheinander trocken zu bürsten, war gänzlich neu für mich. Ich möchte mich hiermit dafür bedanken.

  5. Muss mich hier nun auch mal melden 🙂

    Mit dem Trockenbürsten hab ich noch Probleme, da ich „noch“ nicht genau erkenne, wann ich ich den Pinsel genug abgestriffen habe (damit schon mehrmals eine Figur versaut). Aber hast ja schon mal nen Ansatz geliefert. 🙂

    Wo ich noch Hilfe bräuchte, wäre mit welchen Farben man wann bürstet.

    Hast du da auch schon eine Übersicht parat?

    1. Hallo Jens,

      als grobe Grundregel fürs Trockenbürsten gilt: Wenn du noch überlegen musst, ob du schon genug Farbe abgestriffen hast, dann hast du zu wenig Farbe abgestriffen. 🙂

      Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau du mit „mit welchen Farben man wan bürstet“ meinst. Ganz grundsätzlich lassen sich Stellen mit viel Textur, also Felsen oder auch Felle sehr gut bürsten. Rüstungen von Space Marines oder Rittern eignen sich hingegen eher nicht.
      Bezüglich der Farbe kann man sagen, dass man tendenziell eher mit trockeneren Farben bürstet als mit stark verdünnten. Außerdem wird in der Regel von Dunkel nach Hell gebürstet, also zum beispiel dunkelbrauner Grundton – mittelbraunes Trockenbürsten – hellbraunes Trockenbürsten – beiges Trockenbürsten. Natürlich gibt es dabei auch immer Ausnahmen von der Regel – je nachdem, welcher Effekt angestrebt wird. Man kann beispielsweise auch Flammen trockenbürsten – da würde man aber genau andersherum verfahren, also von Hell nach Dunkel.

      Sollte ich deine Frage falsch verstanden haben, frag gerne noch mal nach.

        1. Also Trockenbürsten wird ja in der Regel (wenn auch nicht immer) zum Setzen von Highlights verwendet. Man versucht also die Struktur/ die Details einer Figur zu Betonen und in gewisser Weise auch mehr Tiefe zu verleihen, indem man höher gelegenen Stellen aufhellt.

          Wenn du also eine Struktur dunkelrot bemalt hast, sollte die trockengebürstete Farbe also heller sein als das Dunkelrot. Was genau du für eine Farbe wählen solltest (Hellrot, Orange, Rosa…), hängt vom gewünschten Endergebnis ab und lässt sich nicht pauschal beantworten.

          1. Hallo Jens,
            ja, innerhalb gewisser Grenzen muss man es letztendlich auf einen Versuch ankommen lassen. Das stimmt wohl.

  6. Guten Morgen,

    meine Freundin und ich haben letzte Woche mit dem bemalen von ein paar Plaguebearers angefangen, nachdem wir in einem GW-Laden einen kleinen Workshop bekommen hatten. Meine Frage, Drybrusht man immer zu dem selben Zeitpunkt, also nachdem shading? Also quasi Grundieren, Base, Shade, Dry und dann layer?

    1. Hallo Toby,

      willkommen im Hobby.

      Drybrushing ist sozusagen ein Werkzeug unter vielen in unserem Technik-Werkzeugkasten. Wann genau du dieses Werkzeug einsetzt, ist nicht festgelegt und kann in der Praxis an unterschiedlichen Stellen im Bemalprozess nützlich sein.

      Das von dir erwähnte Drybrushing nach dem Auftragen eines Washes ist durchaus üblich, aber keinesfalls die einzige Anwendungsmöglichkeit bzw. Technikreihenfolge. Durch das Trockenbürsten nach dem Auftragen des Washes stechen die erhabenen Stellen einer Miniatur sehr deutlich hervor. Das kann ein gewünschter Effekt sein und dann ergibt diese Reihenfolge auch Sinn.
      Du könntest aber auch zum Beispiel nach dem Auftragen der Grundfarbe bereist einmal trockenbürsten. Wenn du dann anschließend erst ein Wash aufträgst, verbindet dieses die trockengebürsteten Bereiche farblich etwas mit dem Rest der Miniatur. Auf diese Weise geraten die Highlights etwas gedeckter und subtiler. Auch dies kann ein gewünschter Effekt sein.
      Genauso könntest du aber auch sowohl vor als auch nach dem Autragen des Washes trockenbürsten.

      Sieh dir auch gerne mal meinen Artikel zum Value Sketching an – darin beschreibe ich, dass man mit heller Farbe direkt auf der schwarzen Grundierung trockenbürstet.

      Kurzum: Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und es lohnt sich, zu experimentieren. Das gilt für den Moment der Anwendung der Technik genauso, wie zum Beispiel für die Wahl des Pinsels, die Farbwahl oder den Druck, den man mit dem Pinsel ausübt.

      Da du neu im Hobby bist, habe ich eine Frage in eigener Sache: Darf ich fragen, wie genau du auf meine Seite gestoßen bist? Hast du eine Suchmaschine bemüht oder hat jemand meinen Blog erwähnt? (Ich bin einfach neugierig.)

      Viele Grüße!

      1. Guten Morgen,

        vielen Dank für die Antwort. Die ersten Minis von dem Set, 12 an der Zahl meine ich, sind fertig bemalt. Man kann schon einen kleinen Progress sehen, was mich positiv stimmt. Fazit von uns beiden, das Set ist für den Einstieg nicht unbedingt das Beste, daher schwenken wir nachdem alle fertig sind auf eine andere Fraktion.

        Wir haben zu dem Thema recht viel auf Youtube konsumiert und ich hatte dann über Google die Seite hier entdeckt 🙂

        1. Hallo Toby,

          12 fertige Minis sind doch schon ein erster ordentlicher Schritt. Dass du zusammen mit deiner Freundin startest ist natürlich auch ein echter Pluspunkt.

          Plaguebearers sind einerseits zum Malen recht dankbare Modelle, da man dort mit recht zeitsparenden Techniken echt gute Ergebnisse erzielen kann. Das setzt andererseits aber schon zumindest ein klein wenig Erfahrung mit der Umsetzung der Techniken voraus – oder zumindest eine klare Anleitung. (Die ihr ja vermutlich bei dem Workshop erhalten habt.) Vor allem kann ich mir aber auch gut vorstellen, dass es für den Anfang leichter sein könnte, Modelle mit etwas klarer definierten Linien zu bemalen.

          Danke auch zu der Rückmeldung, wie du hierher gefunden hast! 🙂

  7. Hallo Bemalmini,
    Mein Freund und ich haben ebenfalls erst mit dem Hobby angefangen, allerdings ohne Workshop, sondern nur mithilfe des Internets. Wir wollten unsere erste Base mit Sand, Leim und Farbe gestalten und hatten auf einer anderen Seite den Vorschlag mit dem Trockenbürsten bekommen, mit dem wir natürlich nichts anfangen konnten. Ich finde, du hast es ziemlich gut beschrieben, man kann es sehr gut nachvollziehen. Meine Frage dazu lautet: Wie färbe ich den Sand so ein, dass er mit dem Trockenbürsten funktioniert? Ich wollte mit dem Sand Asphalt darstellen. Oder muss ich mir schwarzen Sand besorgen?
    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

    1. Hallo TabletopFan,

      vielen Dank erst einmal für deine nette Rückmeldung.

      Der Sand wird nach dem Fixieren auf der Base einfach genauso bemalt, wie jedes andere Element der Miniatur auch.

      Konkret bedeutet das, dass ihr zuerst den Sand mit Leim auf die Base kleben müsst. Nachdem der Leim getrocknet ist und ihr die losen Krümel von der Base geschüttelt habt, könnt ihr die Base komplett grundieren und danach die gewünschte Farbe draufpinseln. Für Asphalt müsstet ihr dann ein Dunkelgrau oder ggf. sogar ein Schwarz nehmen und dieses dann in helleren Grautönen trockenbürsten.
      Allerdings vermute ich, dass das Resultat nur mit etwas gutem Willem als Asphalt interpretiert werden kann – zumindest wenn ihr nicht sehr feinkörnigen Sand verwendet und diese dann nicht auch noch etwas auf der Base verdichtet, in dem ihr ihn irgendwie fest andrückt. Für die Darstellung von Asphalt bieten sich ansonsten auch Korkplatten an. Diese haben schon die Struktur von grobem Asphalt und müssten dann nur noch Dunkelgrau bemalt und anschließend wiederum mit zwei oder mehr Grautönen trockengebürstet werden.

      Schickt mit gerne mal Fotos mit euren Ergebnissen, falls ihr noch Fragen haben solltet oder irgendeine Art von Feedback wünscht.

      Viele Grüße!

  8. Hallo bemalmini!
    Zuerst einmal vielen Dank für die ausführlichen und gut verständlichen Artikel. Hut ab, da steckt viel Zeit und Arbeit drin.
    Vor ein paar Tagen habe ich nach guten 20 Jahren meine 40k Miniaturen der 3. Edition wieder ausgemottet. „Damals“ habe ich mir das Bemalen nach den spärlichen Hinweisen in dem Regelbuch selbst beigebracht, mit alten Emailfarben (natürlich unverdünnt direkt aus dem Töpfchen) und viel zu dünnen Pinseln, wie ich jetzt weiß.
    Nun möchte ich die Figuren überarbeiten, und dazu habe ich zwei Fragen:
    Damals habe ich Revell Emailfarben verwendet. Kann ich darauf mit wasserbasierten Acrylfarben malen?
    Die Bases habe ich alle nur mit grüner Farbe versehen, ohne irgendwelche Strukturen oder so. Gibt es eventuell einen Artikel von Dir zum Thema Basegestaltung?
    Und eine Bonusfrage: wie klebt man am besten gebrochene, bröselige Klebestellen, ohne zuviel Material wegzunehmen?
    Danke Dir im Voraus und viele Grüße!

    1. Hallo Nicola!

      Vielen Dank für das Lob, ich freue ich immer wieder aufs neue über freundlichen Rückmeldungen zu meiner Seite. 🙂

      Zur ersten Frage:
      Das kenne ich, da auch ich mit Farben von Revell angefangen habe. Und ja, das Darübermalen mit Acrylfarben sollte eigentlich kein Problem sein. Ich schreibe „eigentlich“, weil das Finish von Emailfarben relativ glatt ist und darüberliegende Farbschichten theoretisch leichter abgerubbelt werden könnten als auf einem anderen Untergrund. Praktisch hatte ich damit aber bisher keine Probleme (auch wenn es lange her ist, dass ich mit Acryl über Email gemalt habe). Du könntest natürlich zwischendurch noch eine Schicht Grundierung auftragen, auf der könntest du dann auf jeden Fall problemlos malen.

      Zur zweiten Frage:
      Bisher gibt es keinen expliziten Artikel zur Basegestaltung von mir. Natürlich habe ich schon darüber nachgedacht, dazu etwas zu schreiben, aber ich bin noch zu keinen Entschluss gekommen, wie ich dieses weite Feld logisch strukturieren könnte. Letztendlich könnte ein Artikel dazu vermutlich nur Beispiele veranschaulichen… sinnvoll wäre vielleicht eine grobe Einteilung in „einfache“, „komplexere“ und „komplett abgefahrene“ Bases. Wenn du es gerne einfach und effektiv hast, solltest du mal einen Blick auf die vorgefertigten Texturpasten zur Basegestaltung werfen. Unter anderem gibt es da von AK einige tolle Produkte in Gebinden mit ausreichend Fassungsvermögen, sodass man nicht nach jedem Trupp ein neues Töpfchen benötigt (guck dazu mal hier: https://amzn.to/3FcmDeE (*) ). Diese Pasten haben nicht nur eine schöne Struktur, man kann sie auch gut übereinanderschichten und somit etwas Höhen und Tiefen auf seine Base bekommen, wenn man das denn möchte.

      Zur dritten Frage:
      Ich würde entweder die Klebestelle vorsichtig mit einem Bastelmesser und Sandpapier bzw. kleinen Feilen reinigen und dann halt neu kleben oder alternativ – wenn die Klebung eigentlich noch hält, aber einfach Brösel herausfallen – mit einer Milliput-Isopropanol- (oder auch -Wasser) Mischung die Stelle ausbessern und verschmieren. Dazu findest du in diesem Artikel hier etwas: https://bemalminis.de/luecken-fuellen/#Milliput

      Hat das geholfen? Frag gerne noch genauer nach, falls ich eine der Fragen falsch verstanden haben sollte.

      Viele Grüße!

  9. Hallo Bemalmini!
    Danke Dir für die ausführlichen Antworten, das hat mir schon weitergeholfen. Das Übermalen klappt gut, nur leider ist bei den meisten alten Miniaturen die Grundierung schon ziemlich dick, so dass ich nicht mehr viel drübermalen kann.
    Ich überlege jetzt entweder damit zufrieden zu sein, wie die alten Figuren aussehen, und nur ein bisschen auszubessern oder sie zu entlacken. Dazu habe ich eine Figur testweise in Spiritus eingelegt. Isopropanol soll besser sein, aber Spiritus war greifbar.
    Der alte Lack geht schon ab, aber um Gefummel mit Zahnstochern, Nadeln und Bürstchen kommt man nicht herum. Kennst Du da vielleicht ein besseres Verfahren?
    Bei den Bases habe ich ein bisschen experimentiert und bin bei Vogelsand, Trockenbürsten und Grasflocken gelandet. Sieht ganz grasig aus, das passt erstmal. Die Strukturpasten sehen aber sehr interessant aus, das probiere ich noch einmal aus.
    Danke Dir nochmals und viele Grüße
    Nicola

    1. Hallo Nicola,

      wenn die alten Modelle noch aus Metall sind, dann funktioniert Aceton auch sehr gut. Revell-Lack ist aber schon recht hartnäckig und so vermute ich, dass du ums Schrubben nicht herumkommen wirst. Oftmals werden für das Entfärben von Miniaturen auch Ultraschallreiniger empfohlen. Allerdings können die alleine auch nicht zaubern und wenn, dann sollte es auch schon eher ein „gutes“ Gerät sein – diese 30 Euro Versionen von den Discountern helfen eher nicht viel weiter.

      Beim Entfärben von Miniaturen (und das mache ich nicht oft) greife ich in der Regel auf das von dir angesprochene Isopropanol zurück und schrubbe dann mit einer alten Zahnbürste – gerne auch abwechseln ein Bad in Isoprop, dann schrubben, dann baden, dann wieder schrubben.

      Viele Grüße!

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