„Color and Light“ von James Gurney

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Color and Light“ (*) als ein Buch über das Bemalen von Miniaturen zu bezeichnen, ist viel zu kurz gegriffen. James Gurney hatte sicherlich uns Mini-Bemaler überhaupt nicht im Hinterkopf, als er sein umfangreiches Wissen über das Wechselspiel von Farbe und Licht und dessen Umsetzung auf Papier und Leinwand in diesem wirklich inspirierendem Buch zusammentrug.

Dennoch kann auch der interessierte Hobbyist aus diesem Füllhorn an Informationen schöpfen. Sicherlich lässt sich nicht jeder handwerkliche Hinweis von der großen Leinwand auf unsere kleinen Miniaturen übertragen, aber die zentralen Aussagen bleiben die gleichen und sind für uns genauso wertvoll wie für die „richtigen“ (?) Maler.

Über den Autor

Der Amerikaner James Gurney hat seit seiner Geburt 1958 vermutlich schon mehr über die Malerei vergessen, als ich je wissen werde. Obwohl seine Kunstwerke oftmals fastastische Szenerien zeigen, muten sie doch realistisch an – in einigen Fällen so sehr, dass man genau hinsehen muss, um zu erkennen, dass es sich nicht um Fotos, sondern um Gemälde handelt.

Neben mehr als 70 Titelbildern für Fantasy und Science Fiction Romane und sogar einigen Briefmarkendesigns hat er eine Reihe von Illustrationen für National Geographic angefertigt. Als „paleo artist“ versuchte er dabei Dinge zu visualisieren, die in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr existieren und von denen man nicht hunderprozentig weiß, wie sie einmal ausgesehen haben.

Besondere Erfolge konnte Gurney aber mit seiner Dinotopia Reihe (*) feiern, deren erster Band bereits 1992 veröffentlich wurde. In dieser illustrierten Buchserien leben Menschen und Dinosaurier auf einer Insel in friedlicher Koexistenz. Dass Gurney vor seinem Kunststudium auch Archäologie studiert hatte, war für dieses Werk (und seine vorherigen Arbeiten) sicherlicherlich nicht von Nachteil. Dinotopia wurde in 18 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. 2014 wurde sogar ein Dinosaurier nach Gurney benannt. (Siehe dazu auch Wikipedia.)

Für uns wissbegierige Hobbyisten ist jedoch von besonderer Bedeutung, dass Gurney auch einige Fachbücher veröffentlich hat, in denen er Hilfestellung und Hinweise zum Malen gibt. Eines davon halte ich hier in Händen.

(Darüber hinaus hat Gurney auch einen eigenen Blog, auf dem er ebenfalls nicht gerade mit seinem Wissen geizt: Gurney Jurney.)

Zu den formalen Eckdaten des Buches

Color and Light“ wurde 2010 veröffentlicht. Und leider muss ich hier einen wichtigen Disclaimer möglichst früh loswerden: Bis heute ist dieses Sachbuch nur auf Englisch erhältlich.

Die 224 Seiten sind im (etwa) 23 mal 27 cm Format gedruckt und als Softcover gebunden. Auf diesem recht breiten Format kommt die Vielzahl an Bildern, die größtenteils von Gurney selbst gemalt wurden, gut zur Geltung.

Neben der Einleitung beinhaltet das Buch insgesamt 11 nach Themen geordnete Kapitel sowie ein extra Kapitel mit Verweismaterial, wie einem Glossar, Informationen zu Pigmenten und auch weiteren Literaturempfehlungen.

Obwohl James Gurney wirklich viel Wissenswertes zu berichten hat, dominieren die Bilder klar den Eindruck, den das Buch beim Leser hinterlässt. Im Hauptteil findet sich nur eine einzige Seite, die kein Bildmaterial enthält. Viele Seiten bestehen ausschließlich nur aus einer einzigen Aufnahme eines Gemäldes bzw. einer Illustration.

Was erwartet den Leser?

Natürlich bin ich an dieser Stelle nicht in der Lage, alle relevanten Inhalte des Buches zusammenzufassen. Das ist auch gar nicht mein Anliegen, da ich hoffe, mit dieser Rezension das Interesse des einen oder anderen so sehr zu wecken, dass er bzw. sie selbst einmal nachlesen möchte, was man von einem Künstler wie Gurney so lernen kann. Nichtsdestotrotz versuche ich aber schon einen brauchbaren Überblick zu geben, der nicht nur Interesse wecken, sondern ggf. auch vor Enttäuschungen bewahren soll – für den Fall, dass man sich etwas völlig anderes unter diesem Titel vorstellt.

Der Inhalt (Kapitelübersicht)

Wie bereits geschrieben hat dieses Buch 11 Kapitel, die ich im Folgenden kurz umreißen möchte. Um keine Bildrechte zu verletzen, muss hier an dieser Stelle leider auf das Einfügen von Bildern aus dem Buch verzichten.

1. Kapitel: Tradition

Das erste Kapitel beinhaltet einige historische Informationen zur Malerei und einiger relevanter Entwicklungsschritte (u.a. die Hinwendung zum Malen im Freien). Manche von uns Hobbymalern glauben ja gerne, dass wir nicht weitermalen können, weil gerade eine bestimmte Farbe fehlt. Ich nehme mich da auch nicht völlig von aus. Jedenfalls ist für diese Gruppe sicherlich der Hinweis ganz interessant, dass die „alten Meister“ mit deutlich weniger Pigmenten auskommen mussten, als sie uns heute zur Verfügung stehen. Vermeer nutzte beispielsweise insgesamt nicht mehr als 17 verschiedene Pigmente für seine Werke.

2. Kapitel: Lichtquellen

In diesem Kapitel geht es weniger darum, wie unterschiedliche Arten von Lichtquellen malerisch umgesetzt werden, sondern es werden vielmehr Hinweise zu den Eigenheiten gewisser Lichtquellen gegeben. Beispielsweise wird darauf hingewiesen, dass bei Tageslicht nicht allein die Sonne Licht abstrahlt, sondern auch der Rest des Himmels und alle angestrahlten Objekte zu einem gewissen Grad Licht als Lichtquelle dienen bzw. Licht zurückwerfen. Natürlich unterscheiden sich diese Quellen deutlich in ihrer Intensität.

3. Kapitel: Licht und Form

Hierbei handelt es sich, meiner Meinung nach, um ein essentielles Kapitel für all diejenigen, die sich mit „echten“ Highlights und Schatten befassen möchten. Innerhalb unseres Hobbys ist dieses Kapitel somit sicherlich für all jene von besonderem Interesse, die sich mit OSL (also object source light) beschäftigen.

4. Kapitel: Farbelemente

Dieses, meiner Meinung nach, sehr grundlegende und besonders relevante Kapitel beginnt mit einer Übersicht der wichtigsten Farbkreise (von Isaac Newtons Ansatz über u.a. das Munsell System bis hin zum YURMBY Farbkreis). Anschließend erfährt man mehr über Möglichkeiten zur Einordnung und Systematisierung von Farben. Abschließend wird auf weitere Effekte und Probleme im Zusammenhang mit Farben eingegangen.

5. Kapitel: Farbe und Pigmente

Dieses Kapitel beinhaltet zwar einige Hinweise, die sich eher an die Maler von Ölgemälden richten, geht aber auch auf das Organisieren von Farbpaletten ein. Der Begriff „Farbpalette“ ist dabei sowohl im Sinne von „welche Farben verwende ich“ als auch von „wie platziere ich die Farben auf meiner tatsächlichen Palette“ zu verstehen.

6. Kapitel: Farbbeziehungen

Hier geht es dann um die Wechselwirkung von Farben, u.a. um „warme“ und „kalte“ Farben, um die Art und Weise, wie farbiges Licht miteinander interagiert und um Farbtriaden.

7. Kapitel: Premixing/ Anmischen von Farben vor dem Auftragen

In diesem Kapitel wird das Vorbereiten der Palette beschrieben und gamut mapping (also das Festlegen von Farbbereichen/ Farbskalen für ein Projekt) eingeführt. Gurney zeigt hier, wie man gamut Masken anfertigt und somit bewusst die Farbauswahl für ein Projekt limitiert, um ein harmonisches Gesamtergebnis zu erzielen.

8. Kapitel: Visuelle Wahrnehmung

Der Autor beschreibt hier, wie wir Farben wahrnehmen und zeigt dabei u.a. eindrucksvoll wie der Kontext einer Farbe unsere Wahrnehmung dieser Farbe beeinflusst. Dieses Kapitel beinhaltet einige anschauliche Beispiele für optische Täuschungen und zudem auch einige Einsichten in die Physiologie hinter unserer Wahrnehmung.

9. Kapitel: Oberflächen und Effekte

In diesem Kapitel geht es darum, wie Licht (und somit Farben) auf unterschiedlichen Oberflächen oder in unterschiedlichen Medien (zum Beispiel Wasser) reagiert. Dabei wird unter anderem auf das Malen von Haut und auf Highlights und Reflexionen eingegangen.

10. Kapitel: Atmosphärische Effekte

Die Inhalte dieses Kapitels lassen sich in unserem Hobby vor allem, aber nicht nur, auf den Bereich der Dioramen übertragen. Es geht dabei um Umgebungseffekte, die Auswirkungen auf die allgemeine Farbgebung haben: Sonnenuntergänge, Sonnenstrahlen, Schnee und Eis, Wasser usw.

11. Kapitel: Die wechselnde Show des Lichts

In diesem sehr kurzen Kapitel wird noch einmal auf einige Lehren aus dem Buch hingewiesen und diese auch zusammengeführt. So wird noch einmal betont, dass Farbe und Licht eben keine separaten Themen sind, dass Betrachter das Subjekt eines Bildes (in unserem Fall die Miniatur) zwar sehen, aber die Farben fühlen und dass auch Realismus viel kreativen Spielraum bietet.

Der Malstil

Den Stil, den Gurney vertritt, kann man als fantastischen Realismus bezeichnen. Er malt also Dinge, die es nicht zwangsläufig geben muss, auf eine möglichst realistische Art und Weise. Insofern gibt es hier sicherlich eine gewisse Nähe zu denjenigen Hobbyisten unter uns, die sich vom Science Fiction und/oder Fantasy Genre angesprochen fühlen.

Ich möchte hier auch betonen, dass, wenn ich von „Realismus“ spreche, ich den Begriff so verwende, wie man ihn umgangssprachliche nun mal häufig einsetzt und nicht etwa im künstlerisch-fachsprachlichen Sinne. Es beziehe mich also nicht auf eine kunsthistorische Epoche, sondern lediglich auf die Tatsache, dass Gurney bemüht ist, möglichst „realistisch“ zu malen. Dies meine ich in Abgrenzung zu beispielsweise „abstrakt“, „comicartig“, „minimalistisch“ oder was immer sich für Adjektive finden lassen, um einen Bemalstil zu beschreiben.

Natürlich ist die Bandbreite von Gurneys Bildern, die man in diesem Buch findet, noch immer ziemlich groß. Zum einen liegt dies daran, dass man diese Bilder nicht alle in gleicher Tiefe ausgearbeitet wurden. Es finden sich sowohl grobe Skizzen als auch fast schon fotorealistische Bilder (z.B. auf dem Cover) im Buch. Zum anderen scheint sich Gurney für seine Bilder im Vorfeld auch gerne spezielle Aufgaben zu stellen. Dazu gehört zum Beispiel das bewusste Einschränken seiner Farbpalette. Letztendlich wird dadurch etwas deutlich, auf das Gurney selbst in seinem Werk hinweist: Auch realistisch gemalte Bilder weisen noch immer einen sehr großen Spielraum auf. Wenn zwei „realistisch malende“ Künster die gleiche Szene malen würden, kämen vermutlich doch zwei ziemlich unterschiedliche Bilder dabei heraus. Oder anders gesagt: Wenn es nur eine perfekte Möglichkeit gäbe, Bilder realistisch zu malen, dürfte man den Stil großer realistisch malender Künstler gar nicht mehr voneinander unterscheiden können.

Die didaktische Konzeption

Der Titel des Buches hätte kaum treffender gewählt sein können, denn Licht und Farbe sind tatsächlich die beiden Dreh- und Angelpunkte, um die sich dieses Werk konzeptionell dreht. Dabei wird mit jedem Kapitel deutlicher, wie diese beiden Dinge immer mehr ineinandergreifen und letztendlich eigentlich überhaupt nicht voneinander zu trennen sind.

In der Regel veranschaulicht Gurney seine Aussagen anhand der vielen Fotos seiner (bzw. gelegentlich auch fremder) Werke. Man kann also als Leser immer konkret sehen, um was es dem Autor jeweils geht.

Dabei wird auch klar, dass Gurney von uns möchte, dass wir genau hinsehen. Denn erst dann, wenn wir etwas RICHTIG sehen, können wir es auch glaubwürdig malen.

In vielen Kapitel dieses Buches weist Gurney einfach „nur“ darauf hin, wie Licht und Farben funktionieren. Er schäft dabei den Blick des Lesers für Dinge wie Lichteinfall bzw. Schattenwurf, für das Wechselspiel unterschiedlicher Lichtquellen oder für Umwelteinflüsse auf das Licht. Oftmals erklärt er dabei auch, wieso Licht so (re)agiert, wie es das tut, ohne dabei zu stark in wissenschaftliche Erklärungen abzuschweifen. Nebenbei lernt man als Leser durchaus auch etwas darüber, wie unsere Umwelt funktioniert. (Zum Beispiel hätte ich vor dem Lesen dieses Buches nicht gewusst, wo genau der Himmel an einem sonnigen, wolkenlosen Tag am blausten ist.)

Ganz generell dienen Gurneys Beobachtungen der Realität eher als eine Art Leitplanke für seine Kunst. Man darf sich also seine Arbeit keinesfalls als stur wissenschaftlich oder gar nüchtern klinisch vorstellen. Vielmehr ist das Erkennen, wie Dinge in der Realität aussehen und funktionieren nur der erste Schritt. Nachdem der Künstler verstanden hat, wie Licht fällt und miteinander interagiert, hat er noch immer die Qual der Wahl bei der konkreten farblichen Ausgestaltung. Und diese hat sehr große Auswirkungen auf die Wirkung dessen, was wir malen.

Der Autor gibt zwar eine Handvoll praktischer Tipps zur handwerklichen Seite des Malens (z.B. vorbereiten einer Palette oder das Erstellen einer gamut Maske), aber diese stellen keineswegs einen Schwerpunkt in diesem Buch dar. Letztendlich ist dies aber auch dafür verantwortlich, warum „Color and Light“ für uns Figurenbemaler im Prinzip genauso gut funktioniert wie für jemanden, der Ölgemälde malt.

Warum hat mich „Color and Light“ inspiriert?

Natürlich wäre es unerhört, über Inspiration durch dieses Buch zu sprechen, ohne dabei zumindest kurz auf die Vielzahl an tollen Bildern darin zu erwähnen. Ich persönlich mag dabei ganz besonders die Motive, die im Zusammenhang mit Dinotopia entstanden sind. Aber das ist natürlich eine rein subjektive Präferenz.

Ansonsten schätze ich an diesem Buch aber besonders, dass es dem Autor gelungen ist, Maler auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen anzusprechen. Ich besitze „Color and Light“ nun schon seit ein paar Jahren und habe in der Vergangenheit immer mal wieder darin gelesen. Dabei habe ich immer wieder Neues für mich darin entdecken können.

Dies liegt natürlich auch daran, dass ich teilweise in anderen Kapiteln des Buches hängengeblieben bin – je nachdem, womit ich mich selbst bemaltechnisch gerade beschäftigt habe. Allerdings habe ich auch die Feststellung gemacht, dass ich aus den gleichen Kapitel nach einer gewissen Lesepause für mich dann noch einmal Neues entdecken kann.

Gleichzeitig habe ich auch das ziemlich bestimmte Gefühl, dass es eine ganze Menge in diesem Buch gibt, das ich noch nicht voll erfasst habe. Ich gehe davon aus, dass dies nicht daran liegt, dass ich geistig nicht dazu in der Lage wäre. (Ja, diese Formulierung schreit natürlich geradezu nach einem frechen Kommentar. 😉 ) Vielmehr glaube ich, dass ich künstlerisch einfach noch nicht so weit bin, das ich alles genau so verstehe, wie es von Gurney gemeint ist. Da ich aber darüber hinaus so viele andere Punkte finde, die mich weiterbringen, ist das auch gar nicht schlimm. Vielmehr bestärkt mich das in meiner Vermutung, dass sich das Hineinschauen in „Color in Light“ für mich auch in Zukunft noch lohnen wird.

Was hat mich an „Color and Light“ gestört?

Tatsächlich gestört hat mich an diesem Buch eigentlich nichts. Hier und da gibt es zwar ein paar Punkte, über die ich gestolpert bin. Aber bei genauerem Überlegen, konnte ich mir immer erklären, warum Gurney so vorgegangen ist, wie er es ist.

Hin und wieder habe ich mir während des Lesens gewünscht, dass der Autor für seine Ausführungen relevante Teile seiner Bilder irgendwie markiert hätte – also beispielsweise durch Hinweispfeile oder Beschriftungen. Andererseits kann ich auch gut verstehen, warum er genau das nicht getan hat. Abgesehen davon, dass dadurch schnell der Gesamteindruck eines Bildes zerstört wird, würde er den Leser um einen Teil seiner Erfahrung bringen. Zu verstehen, was der Autor meint, wenn er auf einen Effekt in einem Bild verweist, ist ein wichtiger Teil des Lernens. Wie bereits weiter oben geschrieben will Gurney uns ja gerade zum genauen Hinsehen animieren und da wären solche „Krücken“ wie Pfeile etc. vermutlich kontraproduktiv.

Ein weiterer Punkt, der mir beim Lesen gelegentlich aufgefallen ist, ist der relativ freie Wechsel von grundsätzlichen, fundamentalen Aussagen und Detailhinweisen. Direkt nachdem Gurney beispielsweise die Begriffe Farbsättigung (chroma) und Farbwert (value) ganz grundsätzlich erklärt, geht er „plötzlich“ auf die Schwierigkeit ein, die die Darstellung roten Neonlichtes mit sich bringt. Aber auch hier gibt es natürlich einen guten Grund für sein Vorgehen: Zum einen ist der Hinweis auf klassische Stolpersteine für seine Leser natürlich sehr hilfreich. (Letztendlich versuche ich auf solche Dinge in meinen Artikeln ja auch immer einzugehen.) Zum anderen dienen diese konkreten Punkte der Veranschaulichung des zuvor beschriebenen allgemeinen Phänomens.

Für welche Zielgruppe ist das Buch besonders geeignet?

Wenn ich hier auf die „Zielgruppe“ dieses Buches eingehe, dann meine ich natürlich die Zielgruppe dieses Buches innerhalb unseres Hobbys. Dass sich das Buch sehr gut für Leute eignet, die (mit Öl) auf Leinwand malen möchten, versteht sich von selbst.

Color and Light“ (*) eignet sich ganz besonders für diejenigen unter uns, die über den von mir in einem anderen Artikel beschriebenen klassischen Dreischritt für Einsteiger (Farbe blocken, Wash, Highlights) hinausgehen wollen. Wer das Bemalen von Miniaturen wirklich nur als lästige Pflicht vor dem Spiel mit seiner Tabletop Armee betrachtet (was ja auch total okay ist), wird mit diesem Buch vermutlich nicht sehr viel anfangen können.

Ebenfalls eher nicht geeignet ist „Color and Light“ für diejenigen unter uns, die danach streben, ihre Miniaturen so zu bemalen, wie sie auf den Games Workshop Boxen abgebildet werden. Auch wenn diese Miniaturen hochwertig und präzise bemalt wurden, stellen sie doch einen völlig anderen Stil dar, als derjenige, der in diesem Buch vermittel wird.

Ich glaube, dass Gurneys Werk vor allem dann eine Hilfe darstellen kann, wenn man das Gefühl hat, ein „Plateau“ in unserem Hobby erreicht zu haben. Einerseits ist dies ja etwas Gutes. Aus didaktischer Sicht sind Plateaus notwendig, um von dort aus eine neue Stufe erreichen zu können. Allerdings bringen sie auch oftmals die Schwierigkeit mit sich, dass man nicht genau weiß, was genau die nächste Stufe ist und wie man diese erreichen könnte. Hier stellt „Color und Light“ – um im Bild zu bleiben – sowohl einen Wegweise als auch eine Steighilfe dar.

Aus dem zuvor genannten Punkt ergibt sich für mich auch, dass vor allem Miniaturenbemaler, die bereits etwas Erfahrung gesammelt haben, von diesem Buch profitieren können. Das bedeutet nicht, dass absolute Neulinge aus „Color and Light“ nichts lernen könnten – ganz und gar nicht. Ich glaube aber, dass gerade Einsteiger sich deutlich mehr konkrete Hinweise zur Bemaltechnik wünschen würden, als sie in diesem Buch gegeben werden. Tendenziell weist Gurney eher auf bestimmte Effekte hin, die dazu beitragen, eine malerische Illusion zu erzeugen. Wie genau die jeweiligen Effekte technisch erreicht werden, wird dagegen eher selten konkret beschrieben.

Wenn ich hier aber von „etwas“ Erfahrung schreibe, dann wähle ich ganz bewusst eine eher schwammige Formulierung. Wie bereits weiter oben beschrieben, glaube ich, dass dieses Buch für Maler auf unterschiedlichen Erfahrungsstufen hilfreich sein kann. Eine mehrfache Lektüre von „Color and Light“ (*) ist also aus meiner Sicht absolut lohnenswert. Folglich würde dieses Werk wohl auch Oscar Wildes Segen finden. 😉 („If one cannot enjoy reading a book over and over again, there is no use reading it at all.„)

4 Replies to “„Color and Light“ von James Gurney”

  1. Ich mach aktuell eine Pause weil meine Minis trocknen müssen, da kommt dein Newsletter rein. Willkommene Pausenbeschäftigung 😉

    Danke für diese Übersicht was das Buch beinhaltet. Das klingt sehr interessant. Sobald ich das Gefühl habe, mit meinen Büchern nicht weiter zu kommen, werde ich mir das mal anschauen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass die beiden Punkte „Licht und Farbe“, wie du schon erwähnt hast, ein und dasselbe sind und das Essentiellste beim Bemalen von Minis ist. Im Endeffekt sind sämtliche Techniken nichts anderes als Möglichkeiten das Licht und dessen Verhalten zu simulieren, bzw. eine Illusion davon in unserem Kopf zu erzeugen. Daher beschreibt der Autor die Essenz, des Malens schlechthin.

    Bin gespannt wann der nächste Artikel von dir kommt 😉

    Grüße
    Christoph

    1. Hallo Christoph,
      das ist ja echt mal ein schnelles Feedback! 🙂
      Ich bin eigentlich recht optmistisch, dass es mit dem nächsten Artikel etwas schneller gehen wird. Ende Januar geht es für zwei Monate in die Elternzeit und ich erhoffe mir, da dann auch mehr Zeit zum Schreiben und Ausprobieren zu finden.

      1. Tja, wenn’s grad passt, dann bin ich auch mal schnell 😉
        Ich drücke dir die Daumen, dass es klappt. Sollte man sich in der Elternzeit nicht mit dem Kind beschäftigen, wegen dem man überhaupt Elternzeit hat?

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