„Selbstverständliche“ Tipps für Einsteiger

Das Bemalen von Miniaturen ist mein Hobby. Ich bin kein Profi – weder im eigentlichen Sinne des Wortes (= Geld verdienen durch Malen) noch im umgangssprachlichen Sinne (= jemand kann etwas richtig, richtig gut). Allerdings betreibe ich dieses Hobby nun schon einige Jahre und habe mir das ein oder andere Verhalten (von „Technik“ möchte ich hier nicht sprechen) angewöhnt, das für mich gut funktioniert. Im Laufe der Jahre sind diese Dinge dann selbstverständlich geworden.

Man vergisst selbst oft sehr schnell, was man irgendwann mal nicht wusste oder konnnte. Anschließend wundert man sich gerne, was andere Leute alles so nicht wissen, obwohl es doch „selbstverständlich“ ist.

In diesem Artikel möchte ich auf einige dieser „Selbstverständlichkeiten“ eingehen. Es handelt sich dabei um Punkte, die mir einfach wichtig erscheinen und/ oder nach denen ich bereits in Kommentaren hier oder in Foren gefragt worden bin. Teilweise habe ich die genannten Punkte hier im Blog noch nicht explizit angesprochen, aber in vielen Fällen habe ich sie schon irgendwo erwähnt. Insofern dient dieser Artikel auch als Wegweise in Richtung anderer Artikel, die vielleicht noch interessant sein könnten. Im Wesentlichen richtet sich dieser Artikel an Neueinsteiger im Hobby, aber vielleicht entdeckt der eine oder andere etwas erfahrenere Hase ja auch noch etwas Neues (wieder). Mir selbst geht es jedenfalls noch immer so, dass ich gelegentlich auf Dinge gestoßen werde, die mir selbst vorher nicht bewusst waren und die irgendwie nie thematisiert wurden, weil sie ja „selbstverständlich“ waren.

In den Punkten 1-7 geht es um das eigentliche Malen und somit in der Regel um die Handhabung der Farben und des Pinsels. Die Punkte 8-10 beschäftigen sich mit Hinweisen zum Arbeitsmaterial. Punkt 11 ist ein eher übergeordneter Natur. (Es war mir wichtig, nicht bei 10 Tipps zu landen, da mir dies zu klischeebehaftet erscheint. 😉 Außerdem sind 11 ja einer mehr als 10 und somit besser. 🙂 )

  1. Bedenke, dass du Material auf deine Miniatur aufbringst
  2. Verdünne deine Farben
  3. Tupfe deinen Pinsel ab
  4. Die Richtung, in die du deinen Pinsel bewegst, ist von Bedeutung
  5. Farbe verändert ihre Eigenschaften
  6. Lass deine Farben trocknen
  7. Male nur selten mit der Pinselspitze
  8. Farbnamen spielen keine Rolle
  9. Verwende eine (Nass-)Palette
  10. Zu kleine Pinsel erschweren dir die Arbeit
  11. Es gibt kein „richtiges“ Malen

1. Bedenke, dass du Material auf deine Miniatur aufbringst

Dieser Hinweis mag zunächst etwas kryptisch klingen, soll aber einfach auf ein sehr generelles Phänomen hinweisen: Immer, wenn wir unsere Modelle mit Farbe bemalen, mit Kleber bestreichen, mit Pigmenten betupfen usw. bringen wir eine kleine Menge an Material auf unser Modell. Dieses Material ist plastisch, also dreidimensional und kann, wenn es zu dick gerät, als Struktur auf dem Modell wahrgenommen werden.

Auch wenn ich beim Schreiben das Gefühl habe, das Offensichtlichste auf der Welt auszusagen, weiß ich doch, dass viele von uns beim Malen und Basteln sehr häufig denken: „Ach, das wir man später, wenn es getrocknet ist, bestimmt nicht mehr sehen.“ Realitätscheck: Doch, wird man! Ich selbst bin schon oft in diese Falle getappt und habe mich später geärgert.

Natürlich kann man bewusst mit dem Aufbau von Strukturen auf dem Modell spielen und dann ist dieser Effekt natürlich auch explizit gewünscht. In der Regel versuchen wir jedoch die Oberflächen der Miniaturen so ebenmäßig wie möglich zu halten. Es lohnt sich also, darauf zu achten, beispielsweise Kleber nur da aufzutragen, wo er auch wirklich hingehört.

2. Verdünne deine Farben

Dieser Hinweis ist die logische Konsequenz aus dem ersten Punkt. Da er jedoch so unglaublich wichtig und grundlegend ist, möchte ich ihn separat ansprechen.

Die Farben, die wir üblicherweise für unser Hobby verwenden (siehe dazu auch hier), sind fast nie gebrauchsfertig angemischt, sondern bedürfen einer Verdünnung bzw. Streckung (siehe dazu hier), um ebenmäßig auf ein Modell aufgebracht werden zu können. Oder andersherum formuliert: Wenn du deine Farben unverdünnt auf ein Modell malst, bringst du viel zu viel Material auf und im Resultat werden Pinselstriche und unschöne Strukturen zu erkennen sein.

Die Schwierigkeit bei diesem Punkt ist, einen guten Mittelweg zwischen noch vernünftiger Deckkraft und geringem Materialauftrag zu finden. Viele dünne Schichten decken zwar im Ergebnis genauso gut oder besser als eine dicke Schicht, doch da unser Leben und unsere Geduld endlich sind, möchten wir natürlich auch auf unnötige Arbeit verzichten. Duncan Rhodes hat mit seinen „two thin coats“ (also zwei dünnen Schichten) mitterweile Meme-Status erreicht. Das ist schon mal ein guter Ansatz, aber des Öfteren werden wir mit zwei dünnen Schichten nicht auskommen (vor allem, wenn es um helle Farbe auf dunklem Untergrund geht). Warum ich hier kein konkretes Mischungsverhältnis von Farbe und Wasser oder Medium nennen, erkläre ich in Punkt 5.

Jede Regel hat ihre Ausnahmen und natürlich gilt das auch hier. Wer schon einmal ein Gemälde von van Gogh von Nahem bewundern konnte, weiß, dass man mit gut sichtbaren Pinselstrichen grandiose Werke schaffen kann. Dies lässt sich auch auf unser Hobby übertragen, allerdings malt man dann natürlich in einem etwas anderen Stil als der, den man beispielsweise auf vielen Miniaturenverpackungen findet. (Siehe dazu auch Punkt 11.)

3. Tupfe deinen Pinsel ab

Ein kleiner Handgriff mit großer Wirkung: Nachdem du Farbe mit dem Pinsel augenommen hast, solltest du nicht direkt auf der Miniatur arbeiten. Stattdessen solltest du den Pinsel kurz irgendwo abtupfen. Ich schreibe hier zwar „tupfen“, aber eigentlich handelt es sich bei mir eher um ein Abstreifen. Das kann auf einem Blatt Papier, einem Stück Küchentuch oder auch auf deinem Handrücken (oder dem Daumen) sein. Dies hat gleich mehrere Gründe:

  1. Du bringst nicht zu viel Farbe/ Flüssigkeit auf einmal auf das Modell auf. Viele Probleme entstehen dadurch, dass man zu viel Flüssigkeit in der Farbe hat und diese auf dem Modell dann nicht mehr kontrollieren kann. Die Farbe sucht sich in einem solchen Fall gerne ihren eigenen Weg und dieser führt immer in die nächste Vertiefung. (Beim Glazing ist dieser Schritt sehr wichtig. Beim Trockenbürsten treibt man ihn quasi auf die Spitze.)
  2. Du kannst deine Pinselspitze durch eine streichende oder auch rollende Bewegung über das Papier (Küchentuch…) in die Form bringen, die sich für deinen nächsten Pinselstrich anbietet.
  3. Du bekommst ein gutes Gefühl für die Konsistenz der Farbe. (Siehe dazu auch Punkt 5.)

4. Die Richtung, in die du den Pinsel bewegst, ist von Bedeutung

Manche Modelle sind so vertrackt gestaltet, dass man einige Stellen daran eigentlich nur mit einer einzigen sinnvollen Bewegung gut erreichen kann. Zum Glück sind wir meistens allerdings nicht ganz so eingeschränkt. Und das ist gut so, denn die Richtung, in der du die Farbe auf einem Modell aufträgst, hat Auswirkungen auf das Ergebnis.

Je nachdem, ob man mit eher dünnen oder eher dicken Farben arbeitet, können diese Auswirkungen unterschiedlich ausfallen.

Dünne Farben

Wenn du mit stark verdünnter Farbe arbeitest (siehe dazu auch Glazing), sammeln sich die meisten Pigmente immer an der Stelle auf der Miniatur, wo du den Pinsel wieder absetzt. Bewegst du die Pinselspitze also von links nach recht über eine Fläche, wird das rechte Ende des Pinselstriches farbintensiver sein als der Rest des Striches. Dies hat mich früher immer etwas genervt, da mir dies erschwerte, Farben gleichmäßig aufzutragen. Allerdings kann dieses Phänomen auch absolut zu unserem Vorteil eingesetzt werden. Letztendlich erreicht man dadurch einen subtilen und natürlichen Farbverlauf, der immer deutlicher zutage tritt, wenn wir mehrere Schichten auftragen und dabei die Pinselstrichrichtung beibehalten.

Dickere Farben

Auch wenn du mit weniger stark verdünnten und deutlich besser deckenden Farben arbeitest, sollte die Pinselstrichrichtung beachtet werden. Auch bei gut deckenden Farben benötigen wir in der Regel zwei (oder auch mehr) Schichten, um eine Fläche wirklich deckend einzufärben (siehe Punkt 2). Wenn du in diesem Fall beispielsweise immer von links nach rechts über eine Fläche malst, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass am Ende eine Pinselstrichstruktur bzw. Rillen auf dem Modell wahrnehmbar sind.

Wenn du das erste Mal einen Strich auf eine Fläche malst, wird der Strich farblich nicht völlig gleichmäßig ausgeprägt sein. Vermutlich werden die Ränder etwas dunkler als die Fläche in der Mitte geraten. Dies liegt daran, dass einige Farbpigmente durch die Bewegung des Pinsels über die Fläche nach außen gequetscht werden. Wie wir aus Punkt 1 wissen, tragen wir durch das Malen ja Material auf die Mini auf. Dies bedeutet auch, dass wir nun an den äußeren Rändern des Pinselstrichs mehr Material aufgetragen haben, als in der Mitte. Für sich genommen ist dieser Unterschied so minimal, das man ihn später weder sehen noch fühlen kann. Wiederholt man diesen Vorgang allerdings nun beim Auftragen der nächsten Farbschicht, verstärkt man auch den Effekt, sodass dieser irgendwann als Rillen zu erkennen ist.

Fazit

Wenn du mit dünnen Farben (im Sinne von wenig deckend) malst, kannst du einen subtilen Farbverlauf dadurch erzeugen, dass du die Richtung, in die deine Pinselstriche verlaufen, beibehältst.

Wenn du mit dickeren Farben malst, solltest du die Pinselstrichrichtung ändern, um das Entstehen von Rillen zu vermeiden. Du solltest also zum Beispiel abwechseln von links nach rechts und von oben nach unten malen.

5. Farbe verändert ihre Eigenschaften

Vor allem als Einsteiger in unserem Hobby ist man gerne auf der Suche nach konkreten Rezepten, mit denen man das Ergebnis erfahrenere Maler nachahmen kann. Dies gilt sowohl für die Verwendung konkreter Farben als auch für Mischverhältnisse.

In Punkt 2 wies ich darauf hin, dass man seine Farben verdünnen bzw. strecken sollte. Ich nannte allerdings kein konkretes Mischungsverhältnis. Zum einen liegt dies daran, dass die unterschiedlichen Farbsortimente unterschiedlicher Hersteller unterschiedlich „dick“ bei uns ankommen. Scale 75 Farben müssen beispielsweise notorische stark verdünnt werden, während die Airbrush Farben von Vallejo schon nahezu (wenn auch nicht ganz) gebrauchsfertig bei uns ankommen. Selbst innerhalb eines Sortiments geraten die Farben teilweise unterschiedlich „dick“.

Zum anderen kann ich kein Mischungsverhältnis nennen, weil unterschiedliche Maltechniken und -aufgaben unterschiedlich dicke/dünne Farbe erfordern. Beim Trockenbürsten sollte die Farbe eher dick sein, beim Glazen muss sie sehr dünn aufgetragen werden.

Es gibt allerdings noch einen anderen Faktor, der vor allem bei längeren Malsessions einen deutlichen Einfluss auf die Farbe hat: Farben trocknen und verändern somit ihre Eigenschaften.

Die Farbtöpfchen oder -fläschchen, die wir für unsere Farben verwenden, können unsere Acrylfarben teilweise überraschend lange „frisch“ halten. Mit etwas Glück funktionieren unsere Farben auch nach Jahrzehnten noch. Zwischen „fabrikfrisch“ und „eingetrockneter Müll“ gibt es allerdings eine sehr breite Zwischenstufe. Eine Farbe, die schon ein, zwei Jahre bei mir im Regal steht und immer mal wieder verwendet wurde, wird vermutlich deutlich „dicker“ sein als die gleiche Farbe, wenn ich sie gerade beim Händler kaufe. Folglich erfordert sie auch eine etwas stärkere Verdünnung/Streckung. (Wobei durchaus zu beachten ist, dass Farben auch im originalverschlossenen Behälter trocknen und Farben auch beim Händler schon lange Zeit im Regal gestanden haben können.)

Der (Aus-)Trocknungseffekt gilt im verstärkten Maße auch für die Farbe auf unserer Palette und wird ggf. noch durch das Raumklima weiter (deutlich) verstärkt. Wenn ich beispielsweise im Winter in unserem Wohnzimmer male und nebenbei der Kamin an ist, kann ich der Farbe förmlich beim Trocknen zusehen. Ich kann mir also die Farbe zur perfekten Konsistenz zusammengemischt haben und ein paar Pinselstriche mit gutem Farbauftrag hinbekommen, werde dann aber sehr bald mit einer fast pastösen Struktur der Farbe zu kämpfen haben. (Kurzer Hinweis: Wenn man seine Farben nur mit Wasser verdünnt, wird diese noch schneller trocknen als bei der Verwendung von Medium.)

Fazit

Man macht sich also das Leben leichter, wenn man nicht gerade im überhitztesten Raum der ganzen Wohnung malt. Ein weiteres essentielles Hilfsmittel, um diesem Problem zu begegnen, nenne ich dann in Punkt 9.

Außerdem ist es eine gute Idee, seine Farben eher in einem kühleren Raum zu lagern. Wenn man weiß, dass man in nächster Zeit ohnehin nicht zum Malen kommt, ist die Abstellkammer oder ggf. der Keller besser zum Aufbewahren der Farben geeignet als der unisolierte Dachboden.

6. Lass deine Farbe trocknen

Auch Punkt Nummer 6 klingt natürlich sehr offensichtlich. Farben müssen nach dem Auftragen trocknen, klar! Wenn ich von „getrocknet“ oder „trocken“ spreche, meine ich eigentlich zwei verschiedene Dinge: zum einen das „Trocken“, das mir erlaubt an einer gerade bemalten Fläche weiterzumalen (man könnte wohl auch von „handtrocken“ sprechen). Zum andere meine ich „richtig durchgetrocknet“. Für beide Zustände gibt es jeweils etwas zu beachten:

Durchgetrocknet

Es kann bis zu 24 Stunden dauern, bis Acrylfarben wirklich durchgetrocknet sind. Solltest du deine Miniaturen also für den Einsatz in einem Spiel bemalen, ist es eine gute Idee, die Minis nach der letzten Malsession zumindest über Nacht stehenzulassen, bevor man sie in einem Spiel einsetzt und „begrabbelt“.

Sollte man die Figuren in einem Spiel einsetzen wollen, ist es aber ohnehin sinnvoll, sie vorher zu lackieren. Auch zwischen letzter Malsession und dem Lackieren sollte genug Zeit liegen, da die Restfeuchtigkeit, die in den Farben steckt, nicht mehr entweichen kann, wenn die Miniaturen lackiert sind und dann ggf. zu einem Grauschleier führen können.

Handtrocken

Achte darauf, dass du nur dann auf einer Stelle deiner Miniatur weitermalst, wenn die darauf befindliche Farbschicht auch wirklich trocken genug ist. Dies dauert normalerweise nur einige Minuten und schon kann man die nächste Farbschicht auftragen. Dennoch ist es mir in der Vergangenheit schon viel zu oft passiert, dass ich beim Malen auf einer hoffentlich (!) trockenen Farbschicht diese Schicht dann doch wieder abgelöst hat. Dies führt unweigerlich zu einer unschönen Struktur auf dem Untergrund und sollte deswegen unbedingt vermieden werden.

Vor allem beim Auftragen mehrerer Schichten in Lasurstärke kann es schnell passieren, dass man zu ungeduldig wird und die gerade erst aufgetragene Farbe wieder anlöst. Ich kann deswegen nur folgende Empfehlung aussprechen: Wenn du den Verdacht hast, dass eine Stelle noch nicht trocken genug sein sollte, dann lass sie einfach noch eine Weile in Ruhe. Das spart dir Frustration.

Farbwirkung

Und es gibt noch einen weiteren Punkt, der dafür spricht, Farben erst einmal trocknen zu lassen. Feuchte Farben wirken tendenziell immer etwas heller als Farben, die bereits trocken sind. Um also wirklich abschließend sagen zu können, ob einem die Farbauswahl, die man gerade getroffen hat, wirklich gefällt bzw. ob diese zum Rest der Miniatur passt, sollte man die Farbe erst einmal trocknen lassen (handtrocken reicht).

7. Male nur selten mit der Pinselspitze

Bei einem Kugelschreiber verwendet man die Spitze des Stiftes zum Schreiben. Gleiches gilt meistens auch für Bleistifte und auf jeden Fall auch für Füllfederhalter. Bei Pinseln ist das allerdings etwas anders: Nur in sehr seltenen Fällen wirst du deine Farbe direkt mit der Spitze des Pinsels auf die Miniatur bringen. Zum einen würde dies die Spitze deines Werkzeuges sehr schnell abnutzen und zum anderen – und das ist der wesentliche Grund – ist das Malen mit der Spitze viel schwieriger als mit dem Rest des Haarkörpers. (Siehe auch hier zum Aufbau von Pinseln.)

In der Regel verwenden wir beim Malen die Seite des Haarkörpers. Bei feinen Malaufgaben kann dann die Seite der Pinselspitze genutzt werden. Im Zusammenhang mit dem Ziehen von Kantenakzenten bin ich bereits einmal auf dieses Vorgehen eingegangen. Aber selbst beim Setzen kleiner Punkte, wie beispielsweise bei Pupillen, würde ich immer erst einmal versuchen, mit dem seitlichen Bereich der Pinselspitze zu arbeiten als mit der tatsächlichen Spitze. Nur wenn ich dabei feststelle, dass ich aus irgendwelchen Gründen nicht mit dem seitlichen Bereich der Spitze arbeiten kann, versuche ich mein Glück mit der Pinselspitze. (Dann fühle ich mich immer ein klein wenig wie beim – sehr langsamen – Werfen eines Dartpfeils. Für meinen Fall bedeutet dies, dass diese Punkte meist nicht sehr genau platziert werden.)

Sollte ich das Ziel haben, eine feine Linie zu ziehen, kommt das Einsetzen der Pinselspitze eigentlich gar nicht mehr in Frage. Würde man hier die Pinselspitze verwenden, müsste man ja nicht nur darauf achten, dass man nicht nur nicht nach links oder rechts abweicht,da die Linie dann ja krumm werden würde, sondern auch noch darauf, dass man in der Höhe, in der man den Pinsel über dem Modell hält, nicht variiert, da dies dann ja zu unterschiedlicher Pinselstrichstärke führen würde.

8. Farbnamen spielen keine Rolle

Im Hobbybereich geben die Farbhersteller ihren Acrylfarben gerne fantasievolle Namen, die oftmals eine gewisse Verwendung nahelegen. Nur weil eine Farbe „Light Flesh“ heißt, bedeutet das nicht, dass man damit nur Hautpartien bemalen kann. Genauso wenig muss man die Haut eines Modell zwingend mit einer Farbe bemalen, die „offiziell“ eine Hautfarbe ist.

Je früher du die Namen der Farben ignorierst, desto besser. Lass dich einfach nicht durch irgendwelche Aufdrucke auf Fläschchen oder Töpfchen in deinem kreativen Prozess einschränken.

Und noch ein weiterer Hinweis in diesem Zusammenhang: Solltest du ein Modell nach einer Anleitung bemalen wollen, die du irgendwo (beispielsweise auf YouTube oder in einem Blog) gefunden hast, ist es normalerweise nicht erforderlich, sich an die exakt vorgegebenen Farben zu halten. Ob die Farbe nun „Bloody Red„, „Antares Red“ oder „Bright Red“ heißt, macht keinen allzu gravierenden Unterschied. Und das gilt insbesondere dann, wenn sie nur eine von mehreren Schichten darstellt. Die konkrete Umsetzung der angewandten Technik kann eine größere Rolle für das Ergebnis spielen als die exakte Schattierung einer Farbe. Mit „konkrete Umsetzung der angewandten Technik“ meine ich beispielsweise Dinge wie: Wie dick ziehe ich die Striche beim edge highlighting oder wie lang ziehe ich einen Farbverlauf beim wet blending. (Solltest du die Bemalanleitung im Internet gefunden haben, kann das Ergebnis in der Realität ohnehin allein schon deswegen von der Darstellung im Internet abweichen, weil die Farbe auf dem Display oder Monitor anders dargestellt wird, als sie in der Realität aussieht.)

9. Verwende eine (Nass-)Palette

Dieser Hinweis ergibt sich eigentlich schon allein aus Punkt 2: Entnimm deine Farben nicht direkt aus dem Farbtöpfchen, sondern verwendete eine Palette. (Bei Farbsortimenten, die in Dropper Bottles geliefert werden, ist das ohnehin unvermeidlich.) Um deine Farben für den jeweiligen Einsatz sinnvoll verdünnen zu können, benötigt du eine Palette. Dabei handelt es sich um eine flache Unterlage, auf die du die Farbe geben kannst, mit der du gerade malen möchtest. Grundsätzlich eignet sich hierfür alles, was flüssigkeitsabweisend und im Idealfall weiß ist (alter Joghurtbecher, ein Bogen Plastikcard, eine Fliese…).

Durch die Verwendung einer Palette vermeidest du außerdem die Verunreinigung deiner Farbtöpfchen (wie sie von Citadel/Games Workshop verwendet werden).

Noch viel besser als eine trockene Palette ist allerdings eine Nasspalette. Zu diesem Thema habe ich bereits einen Artikel geschrieben. Viele Maler bezeichnen den ersten Einsatz einer Nasspalette als game changer, was meiner Meinung nach vor allem daran liegt, dass das in Punkt 5 beschriebene Problem (Farbe verändert ihre Eigenschaften) recht gut eingedämmt werden kann.

10. Zu kleine Pinsel erschweren dir die Arbeit

Im Rahmen meines Artikels zur Wahl des richtigen Pinsels bin ich bereits einmal hierauf eingegangen: Es ist eine Fehlannahme, dass man einen wirklich kleinen Pinsel benötigt, um wirklich kleine Dinge anzumalen. Diese Aussage ist natürlich im Kontext dessen zu sehen, was in unserem Hobby üblich ist. Es geht hier also nicht um Pinsel aus dem Handwerkerbedarf, mit denen man Zäune oder Ähnliches streicht. 🙂

Denke an Punkt 7: Da du ohnehin selten mit der Pinselspitze malst, ist die Größe des Pinsels weniger ausschlaggebend als man zunächst denken könnte. Für das Setzen kleiner Punkte und Malen feiner Linien ist es viel wichtiger, dass der Pinsel eine feine Spitze besitzt und eher kaum von Bedeutung, ob der Haarkörper insgesamt viele oder wenige Haare aufweist. Vielmehr erschwert ein zu kleiner Haarkörper das Malen, da dieser nicht genug Feuchtigkeit speichern kann und die Farbe an der Pinselspitze zu schnell antrocknet.

11. Es gibt kein „richtiges“ Malen

Ich denke, es sollte auch ohne Kunststudium jedem von uns klar sein, dass es unzuählige Malstile gibt. Und wenige Menschen sind so vermessen und würden behaupten, dass einer davon die „richtige“ Art zu malen darstellt. Das, was wir für die „große Kunst“ akzeptieren, sollten wir auch für unser Hobby berücksichtigen. (Ob man sein Hobby als Kunst betrachtet oder nicht, muss jeder Hobbyist für sich selbst entscheiden.) Es gibt mehr als eine Art Modelle zu bemalen und es steht keinem anderen außer dir selbst zu zu entscheiden, ob dir selbst dein Bemalstil gefällt oder nicht.

Häufig werden wir durch die Fotos auf den Verpackungen der Modelle oder durch Bilder auf Internetseiten, in Zeitschriften oder sonstwo geprägt. Es bedarf manchmal einer bewussten Überlegung zu erkennen, dass das, was wir dort sehen, nur Möglichkeiten sind. Unsere Minis dürfen auch völlig anders aussehen und können trotzdem gelungen sein.

Zudem ist das, was als „gut bemalt“ angesehen wird, durchaus einer gewissen Mode unterworfen. Die Figuren, die ich vor 25 Jahren im White Dwarf bewundert habe, würden heute vielfach als albern bezeichnet werden. Ich – und da bin ich absolut nicht alleine – fand sie damals aber grandios.

Es kann eine gute Idee sein, Vorbildern nachzueifern, wenn man besser werden möchte. (Weiteres dazu, wie man ein besserer Maler werden kann, findest du hier.) Es ist aber auch vollkommen okay, sein eigenes Ding zu machen – gerade das zeichnet echte Künstler ja eigentlich sogar aus.

Schlussbemerkung

Es ist gut möglich, dass ich diese Liste im Laufe der Zeit noch etwas anwachsen lasse und Punkte ergänze, wenn sie mir auffallen. Hast du noch einen Hinweis zu etwas „Selbstverständlichem“, das doch eigentlich jeder Mini-Maler wissen sollte?

2 Replies to “„Selbstverständliche“ Tipps für Einsteiger”

  1. Tolle Seite, viele gute Tipps -danke!
    Eine „Selbstverständlichkeit“, die ich in den Beiträgen bisher nicht gefunden habe, ist, dass man eine Miniatur meist besser nicht in der Hand hält beim Bemalen.
    Ich klebe die Figur mit etwas Blu Tack oder Patafix an einen ca 3-5cm langen Stab oder anderen Gegenstand (was man im Haushalt so findet). Um sie zwischendurch wegzustellen, nutze ich Schnapsgläschen 😉
    Gutes Licht hast du erwähnt ( bei mir eine Schreibtischlampe, die mit Gelenken gezielt ausgerichtet werden kann). Für ganz knifflige Stellen habe ich mir noch einen Holzständer gebastelt, mit dem ich eine Lupe so 20cm über dem Tisch schweben lassen kann 🙂

    1. Hallo Renate,

      vielen Dank für dein Feedback.
      Du sprichst da einen wichtigen Punkt an. Ich selbst magnetisiere eigentliche alle meine Minis unter der Base. Auf meinen Miniaturenhalter habe ich mir einfach eine Unterlegscheibe geklebt, sodass ich Figuren mit einem Griff abnehmen und austauschen kann. Ganz generell ist das Thema „Miniaturenhalter“ oder allgemein „Organisation des Maltisches“ durchaus interessant. Ich denke, das kommt auf meine to-do-Liste. 🙂

      Und ja, Licht und gute Sicht sind wichtig. Ich male mittlerweile fast nur noch mit Lupenbrille. Man wird halt nicht jünger…

      Nochmals vielen Dank für deine Hinweise!

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