Trockene Pigmente auftragen

Dieser Artikel widmet sich einem wirklich trockenen Thema: Pigmente!

Ich möchte mich an dieser Stelle (auch im Namen meiner Frau) für dieses schlechte Wortspiel entschuldigen, doch leider konnte ich diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen. Denn in diesem Artikel geht es um den Einsatz trockener Pigmente bzw. Pigmentpulver auf unseren Miniaturen.

Die wohl wichtigste Frage, die es dabei zu klären gilt, ist die, wie man die einmal aufgetragenen Pigmente anschließend am besten fixiert bzw. ob man dies überhaupt tun sollte. Im Gegensatz zu unseren fertig angemischten Acrylfarben stellt sich also weniger die Frage, wie genau man die Pigmente aufträgt – das ist relativ schnell erklärt. Es geht vielmehr darum, wie man dafür sorgt, dass die Pigmente auch an Ort und Stelle bleiben.

Zunächst möchte ich auch noch einmal kurz auf die Artikel „Acrylfarben und übliche Farbzusätze“ und „Farben“ verweisen. Dort wird noch einmal ausführlicher erklärt, woraus unsere Farben bestehen. Kurz gesagt bestehen sie aus Bindemittel, Lösungsmittel und eben Pigmenten (ggf. gibt es noch weitere Zusatzstoffe). Wenn ich im Folgenden von Pigmenten spreche, dann meine ich also Farben, bei denen die flüssigen Bestandteile, also sowohl Binde- als auch Lösungsmittel, fehlen. Folglich sind diese „Farben“ einfach nur ein trockenes Pulver.

Warum sollte man trockene Pigmente beim Bemalen von Modellen verwenden?

Es gibt mittlerweile wirklich viele tolle Hersteller großartiger Hobbyfarben, die man – in der Regel leicht verdünnt – quasi direkt aus dem Fläschchen verwenden kann. Warum also sollte man sich „unfertige“ Farben kaufen? Dafür gibt es mehrere Gründe, auf die ich gleich zu sprechen komme.

Vorgreifend möchte ich an dieser Stelle aber schon einmal herausstellen, dass trockene Pigmente besonders gerne für weathering (also das Verwittern bzw. Auf-alt-Trimmen) genutzt werden. Hieraus ergibt sich, dass sie häufig eher am Ende des Bemalprozesses zum Einsatz kommen.

Gründe für den Einsatz von Pigmenten

Nun zu den Gründen für den Einsatz von trockenen Pigmenten:

Zufälliges Auftragen

Wenn man fertige Acrylfarben mit einem Pinsel auf ein Modell aufbringt, dann geschieht das auf recht kontrollierte Art und Weise. Wenn man den Pinsel nicht mit Farbe überfrachtet, sodass sie unkontrolliert über das Modell läuft, trägt man nur dort Farbe auf, wo man die Minatur mit dem Pinsel berührt.

Trockene Pigmente hingegen können über das Modell rieseln. Natürlich gibt es auch hier mehr und weniger kontrollierte Wege, die Pigmente auf das Modell zu bringen. Aber gerade dann, wenn man das Pulver großzügig aufträgt, gibt man dem Zufall eine Chance und es entstehen natürlich wirkende Ablagerungen.

Staubiges Erscheinungsbild

Trocken aufgetragene Pigmente sehen auf einem Modell einfach anders aus als aufgemalte Farben. Sie sind wirken staubiger (weil sie es ja auch sind).

Struktur

Das, was wir beim Aufmalen von Farben normalerweise verhindern wollen, also das Aufbauen einer Strukur, kann bei Pigmenten durchaus erwünscht sein. Wie bereits erwähnt, werden Pigmente gerne zum weathering verwendet. So können sie beispielsweise genutzt werden, eine überzeugende Rost-Kruste darzustellen. Verrostete Flächen sind nicht mehr glatt, sondern durch die ungleichmäßige Korrosion sehr rau und uneben. Und das sind genau die Eigenschaften, die eine mit Pigmenten bestreute Oberfläche ebenfalls aufweist.

Anwendungsbeispiele

Um deutlich zu machen, welche Möglichkeiten Pigmente bieten, möchte ich hier kurz zwei Beispiele zeigen.

Basegestaltung

Eine Schwierigkeit, vor der wir stehen, wenn wir unsere Modelle bemalen, ist die Frage danach, wie man es hinbekommt, dass Miniatur und Base eine Einheit bilden. Vor allem dann, wenn man Base und Figur getrennt bemalt, kann die Miniatur dann leicht wie ein Fremdkörper auf der Base wirken, wenn man beide Elemente zusammenbringt. Trockene Pigmente stellen hier eine wirklich einfache Möglichkeit dar, diesem Problem zu begegnen.

Primaris Lieutenant (GW) mit Bauteilen von Kromlech

Auf dem Foto oben ist dies gut zu erkennen. Links sind noch keine Pigmente aufgebracht worden. Das Modell steht im wahrsten Sinne des Wortes auf der rötlichen Base (drauf) und die Umgebung hat keinerlei Auswirkung auf das Modell. Auf der rechten Seite habe ich die Base und die untersten Elemente der Miniatur mit rötlichen Pigmente eingepinselt. Die Füße und der Stoff sind staubig und haben einen rot-braunen Ton angenommen. Das Modell steht also nicht nur oben auf der Base drauf, sondern Base und Figur bilden eine Einheit. Man könnte auch sagen, die Miniatur steht in der Base. (Natürlich wäre es noch schön gewesen, wenn ich vor dem Foto den Baserand noch einmal schwarz übergemalt hätte, um einen sauberen Abschluss zu erzeugen. Aber irgendwas ist ja immer.)

Verwitterungseffekte

links: Necron Krieger (GW) mit Grundfarbe (Gunmetal Grey, Vallejo) und Ölwash; rechts: zusätzlich trockene Pigmente (Brown Iron Oxide, Vallejo)

Ein anderes sinnvoll Einsatzgebiet sind „Verwitterungseffekte“ bzw. weathering. Eine gutes Beispiel ist Rost. Auf dem Bild oben habe ich das Modell links lediglich mit der Grundfarbe und einem Ölwash versehen. Anschließend habe ich trockene Pigmente aufgetragen, die einen recht überzeugenden Rosteffekt erzeugen.

Ein anderes Beispiel wären Waffenläufe oder Auspuffrohre, deren Öffnungen man mit schwarzen Pigmenten betupfen kann. Auf diese Weise wirken die Öffnugnen so, als hätte sich Ruß an ihnen abgelagert. Aber wie gesagt, dies sind nur Beispiele – die Möglichkeiten sind endlos.

Welche Produkte eignen sich?

Viele der Firmen, die Produkte für das Bemalen von Miniaturen herstellen, verkaufen auch trockene Pigmente. Bisher habe ich noch mit keinem dieser Produkte schlechte Erfahrungen gemacht.

Ich selbst verwende gerne die Sets von Vallejo (*), in denen sich gleich mehrere Farben finden, die grob ein Thema abdecken sollen (also z.B. Schlamm und Sand oder Rost und Korrosion etc.). Aber auch z.B. Revell (*) oder AK Interactive (*) bieten entsprechende Produkte an.

Denkbar, wenn auch nur in sehr speziellen Fällen, ist übrigens auch der Einsatz von Pigmente aus dem Bereich des Nageldesigns. Vor allem bei der Verwendung von „Glitzerflocken“ sollte einem aber klar sein, dass der Pigmentdurchmesser vermutlich deutlich größer ist, als bei Produkten, die direkt für unser Hobby gedacht sind.

Und letztendlich lassen sich Pigmente natürlich auch selbst herstellen. Die Pigmente, aus denen unsere Farben bestehen, stammen ja schließlich auch nicht aus einer Farbmaschine. Vielmehr handelt es sich dabei um natürlich vorkommende Materialien, die nun einmal einen bestimmten Farbton haben. Mit Fleiß und Kreativität lassen sich also sicherlich auch eigene Pigmentpulver herstellen. Mir selbst wäre der Aufwand zu groß, aber andere Maler sind da vielleicht experimentierfreudiger. (Ich könnte mir höchstens noch vorstellen, Farben aus einem alten Tuschkasten feinzureiben/ abzuschmirgeln.)

Sicherheitshinweis

Bevor ich etwas zum tatsächlichen Einsatz trockner Pigmente schreibe, möchte ich einen kleinen Sicherheitshinweis loswerden. Grundsätzlich handelt es sich bei diesem Material zwar nicht gerade um Gefahrgut, mit dem besonders vorsichtig umgegangen werden müsste. Allerdings sind Pigmentpulver doch ziemlich fein und können gegebenenfalls auch leicht eingeatmet werden und dies gilt es natürlich grundsätzlich zu vermeiden. Ich selbst verwende deshalb bei der Arbeit mit Pigmentpulvern immer eine Staubmaske.

Außerdem kann es leicht passieren, dass man seine nähere Umgebung mit einem dünnen, bunten Staubfilm versieht. Hierbei besteht die Gefahr wohl eher in der Reaktion etwaiger Mitbewohner. Besonders gemein wird dieser Staub, wenn man versucht, ihn feucht abzuwischen. Wer also keine Lust auf bunte Schlieren auf dem Esszimmertisch hat (oder wo auch immer man seines Hobbys fröhnt), sollte den Untergrund besser mit etwas Zeitungspapier auslegen. Nach getaner Arbeit kann man dieses vorsichtig zusammelegen und problemlos entsorgen.

Wie trägt man Pigmente auf?

Ganz generell gibt es beim Auftragen der Pigmente zwei verschiedene Optionen: feucht und trocken. Beim feuchten Auftragen mischt man die Pigmente vorher entweder mit Acrylmedium (z.B. Lahmian Medium (*) oder Vallejo Matt Medium (*)) oder aber mit einem hochprozentigen Alkohol (z.B. Isopropanol (*)).

In den weiteren Abschnitten gehe ich immer davon aus, dass die Pigmente trocken aufgebracht wurden. Da das feuchte Auftragen ja im Wesentlichen bedeutet, dass man die Farben wie gewohnt aufmalt, vermute ich, dass dabei wenig Fragen aufkommen sollten. (Wenn es doch Fragen geben sollte, freue ich mich immer über entsprechende Kommentare unter dem Artikel.) Ein paar Dinge möchte ich vorher zu dem feuchten Auftragen von Pigmenten aber doch noch loswerden:

Pigmente feucht auftragen

Zum eigentlichen Auftragen der feuchten Pigmente muss hier wohl wenig gesagt werden. Üblicherweise nimmt man dazu einen Pinsel und verfährt so, wie man es auch mit jeder anderen Farbe tun würde.

Hat man zum Anmischen Acrylmedium verwendet, hat man im Prinzip ohnehin einfach seine eigene Acrylfarbe hergestellt. Da das Acryl darin als Bindemittel fungiert, besteht anschließend auch nicht mehr das Problem, dass man die Pigmente irgendwie fixieren müsste. Beim Einsatz von Alkohol liegen die Farbpigente auch schon gut am Untergrund an und bleiben auch an Ort und Stelle, solange man nicht daran herumfummelt. Will man allerdings das Modell weiter bemalen oder es in einem Spiel einsetzen, sollte man sich durchaus Gedanken darüber machen, ob man die Pigmente nicht doch noch weiter fixieren möchte. Ganz grundsätzlich könnte man zwar auch Wasser zum Anmischen der Pigmente verwenden, doch sollte man dann noch immer etwas Alkohol dazugeben, um die Oberflächenspannung des Wassers aufzubrechen und unschöne Trocknungsränder zu vermeiden.

Das Verhältnis von Flüssigkeit zu Pigmenten hängt stark davon ab, was man erreichen möchte. Wenn man sehr viel Flüssigkeit verwendet, mischt man sich damit ein Pigment-Wash, das beispielsweise über die gesamte Oberfläche eines Panzers aufgetragen werden kann. Auf diese Weise erhält man eine staubige Struktur auf dem Fahrzeug mit kräftigeren Pigmentansammlungen in den Vertiefungen. Wenn mann nur sehr wenig Flüssigkeit verwendet, erzeugt man dadurch eher eine Paste, die zur Darstellung von extremen Verschmutzungen verwendet werden kann (gerne auch durch Hinzugabe von Bastellleim oder gar Spachtelmasse).

Beim feuchten Auftragen von Pigmenten sollte man auch unbedingt beachten, dass die Pigmentpartikel im trockenen Zustand deutlich farbintensiver sind als im feuchten. Wenn man seine Pigmente also mit Alkohol oder Wasser zusammen aufträgt, wirken sie zunächst sehr unscheinbar. Sobald die Flüssigkeit jedoch getrocknet ist, treten die Farben wieder kräftig hervor. Dieses gilt es beim Auftragen der Pigmente zu berücksichtigen, da eine scheinbar subtile Farbschicht nach dem Trocknen dann plötzlich sehr stark dominieren kann.

Pigmente trocken auftragen

Beim trockenen Auftragen entnimmt man die Pigmente z.B. mit einem Pinsel aus ihrem Gebinde und tupft sie auf die Stellen, an denen man den entsprechenden farblichen Effekt wünscht. Dabei kann man durchaus unterschiedlich vorgehen: Wenn man beispielsweise größere Häufchen in Vertiefungen einbringt, entstehen darin echte Strukturen. Andererseits kann man aber die Pigmente zum Beispiel auch auf einer Fläche verreiben und diese somit recht gleichmäßig einfärben.

Egal ob man sich für das feuchte oder das trockene Auftragen von Pigmenten entscheidet: Der Pozess des Auftragens sollte keine Schwierigkeit darstellen, wenn man sich schon einmal in seinem Leben mit dem Bemalen von Miniaturen beschäftigt hat. (Und in der Regel ist die Arbeit mit trockenen Pigmenten ja nicht der erste Schritt, den ein nigelnagelneuer Hobbyist geht.) Interessanter ist vielmehr die Frage, wie man die Pigmente dann auf der Figur fixiert. Und genau darum soll es im Folgenden gehen.

Wie fixiert man Pigmente auf seiner Miniatur?

Einer Sache sollte man sich von vornherein bewusst sein: Wenn man Pigmente an der Miniature fixiert, werden sie sich verändern. Strukturen werden abflachen und Farbtöne werden weniger kräftig ausfallen. Ich fand das bei meinen ersten Versuchen mit Pigmenten zunächst durchaus enttäuschend. (Sollte jemand die eierlegende Wollmilchsau gefunden haben und mir eine Methode beschreiben können, bei der die Pigmente nach dem Fixieren noch genauso aussehen wie zuvor, dann bitte ich unbedingt um einen Kommentar unter diesem Artikel. Ein Eintrag ins mein „Buch der coolen Leute“ sei dir gewiss! 😉 )

Für mich stellt sich jedenfalls vor der Frage nach dem wie erst einmal die Frage nach dem ob. Sollte man Pigmente wirklich fixieren?

Auf Fixieren verzichten

Hat man selbst kein Problem damit, dass die Pigmente etwas weniger farbintensiv sind (weil es vielleicht ohnehin besser zum sonstigen Farbschema des Modells passt), stellt sich die Frage eigentlich kaum. Ich würde in diesem Fall die Pigmente auf eine der unten beschriebenen Weisen fixieren.

Empfindet man die Veränderung der Pigmente aber als negativen Effekt, sollte man sich zunächst überlegen, ob man das Fixieren der Pigmente vielleicht einfach überspringen kann. Mir selbst kommen dabei zwei Situationen in den Sinn, in denen ich darauf verzichten würde (bzw. tatsächlich meist selbst darauf verzichte).

Fall 1: Das Modell ist ein Vitrinenmodell und wird ohnehin nicht bewegt. In diesem Fall würden für mich die Nachteile des Fixieren überwiegen und ich würde es lassen.

Fall 2: Die Pigmente befinden sich lediglich auf der Base und den Füßen der Miniatur – also auf den Bereichen, die man wenig anfasst. Hier kann man ebenfalls ggf. auf das Fixieren verzichten. Beim Spielen kann es unter Umständen dazu kommen, dass mal ein paar Pigmentkrümelchen herunterfallen – das ist allerdings wenig dramatisch. Bei meinen eigenen Überlegungen würde dabei auch eine Rolle spielen, ob ich vorhabe, die Miniaturen viel zu transportieren. Viele Erschütterungen oder gar der Transport über Kopf (bei magnetsierten Bases) würde dann sicherlich zu viele Pigmente lösen.

Fixiermöglichkeiten

Kommen wir nun zu den (mir bekannten) gängigen Möglichkeiten des Fixierens.

Vorgehen 1: Pigment Fixer / Pigmentfixierer

links: Necron Krieger mit Pigmenten; rechts: mit Pigment Fixer (AK Interactive)

Nachdem man ein Modell mit Pigmenten versehen hat (siehe oben links), kann man einfach etwas Pigmentfixierer auf das Modell träufeln. Pigmentfixierer sind Flüssigkeiten, die genau für diesen Fall vertrieben werden. Ich selbst habe den Pigment Fixer von AK Interactive (*) hier bei mir zu Hause, aber es gibt ähnliche Produkte auch von anderen Herstellern. Der Fixierer von AK Interactive ist auf Email-Basis und lösemittehaltig – folglich riecht er auch etwas.

Zum Träufeln kann man einfach einen alten Pinsel nehmen, den man in die Flüssigkeit tunkt und dann über dem Modell abtropfen lässt. Man sollte dabei vermeiden, das Modell mit dem Pinsel zu berühren oder gar mit ihm über die Oberfläche zu streichen. Auf diese Weise würde man unwillkürlich auch die Pigmente verschieben und könnte gar mit einer Pinselstruktur enden (also dem, was man ja nun gerade nicht möchte, wenn man mit trockenen Pigmenten arbeitet). Den Pinsel sollte man anschließend mit einem lösemittelhaltigen Mittel (White Spirit oder auch Terpentinersatz) auswaschen.

Der Fixierer wirkt zunächst etwas zähflüssig, verteilt sich aber gut auf dem Modell. Allerdings trocknet er mit einem leichten Glanz aus, was auf dem Foto oben rechts auch recht gut zu erkennen ist. Ebenfalls gut zu sehen ist die Tatsache, dass die Pigmente nun – wie bereits erwähnt – nicht mehr so kräftig ausfallen wie vorher.

links: Necron Krieger mit Pigmenten; mittig: mit Pigment Fixer; rechts: zusätzlich mit Mattlack (Vallejo Premium Airbrush Color, Matt Varnish)

Wenn man sich an dem Glanz stört – z.B. wenn man wie ich eine eher verwitterte Optik (auf seinem Modell 😉 ) anstrebt – kann man diesen durch eine Schicht Mattlack wieder aufheben. Ich selbst habe dazu das Matt Varnish aus der Vallejo Premium Airbrush Color Reihe mittels Airbrush aufgesprüht. Aber natürlich funktionieren auch andere Mattlacke und man kann sie auch mit dem Pinsel auftragen. Nachdem der Fixierer getrocknet ist, kann mit den Pigmenten auf dem Modell nichts mehr passieren, sodass man die Oberfläche auch wieder mit einem Pinsel bearbeiten kann. (Etwas vorsichtig wäre ich allerdings mit Lacken aus der Spraydose, da diese Lösemittel beinhalten. Ich habe es zwar noch nichts ausprobiert, aber es besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass diese den Fixierer wieder anlösen könnten. Das wiederum dürfte aber auch erst dann zum Problem werden, wenn man sehr viel Lack aufträgt.)

Vorgehen 2: Isopropanol

links: Necron Krieger (GW) mit trockenen Pigmenten (Brown Iron Oxide, Vallejo); rechts: zusätzlich mit Isopropanol

Eine Alternative zum oben Beschriebenen stellt das Fixieren mit Isopropanol dar. Auch hier träufelt man die Flüssigkeit über das mit Pigmenten versehene Modell. (Hinweis am Rande: Zum Träufeln eignen sich auch die Pipetten, die in Nasentropfenfläschchen im Deckel stecken. Natürlich sollte man sich die Pipette danach nicht unbedingt wieder in die Nase stecken!) Isopropanol läuft ganz schnell in jede Ritze des Modells und man benötigt in der Regel auch nur wenige Tropfen, um die komplette Mini zu benetzen. Man sollte auch möglichst nur so viel der Flüssigkeit verwenden, wie man auch wirklich braucht. Es geht uns ja um das Fixieren der Pigmente und nicht darum, diese wieder abzuspülen.

Wie auch beim Pigmentfixierer oben beschrieben, werden die feuchten Pigmente zunächst weniger kräftig ausfallen. Sobald das Isopropanol getrocknet ist, treten die Farben wieder kräftiger hervor. Und wie auch beim Pigmentfixierer leuchten die Farben nun aber insgesamt weniger kräftig als vor dem Fixieren.

Im Gegensatz zum Pigmentfixierer haben wir nun aber keinen Glanz auf dem Modell.

Ein klarer Nachteil ist aber Folgendes: Die Pigmente liegen nun zwar eng am Modell an, lassen sich nicht mehr ohne weiteres Wegpusten. Allerdings lassen sie sich durchaus noch mit etwas Druck wegrubbeln und sobald sie wieder angefeuchtet werden, lassen sie sich auch verschieben. Das bedeutet, dass – wenn man nun eine weitere Schicht Farbe auf sie aufbringen wollte – sich die Pigmente mit der nächsten Farbschicht vermischen und diese einfärben würden. Wenn ich also auf die Mini in dem Beispielbild oben noch helle Leuchteffekte auf die Waffe auftragen wollte, würde sich die hellere Farbe mit den dunklen Pigmenten verbinden und mein gewünschter Effekt wäre dahin.

links: Necron Krieger mit Pigmenten; mittig: zusätzlich mit Isopropanol; rechts: zusätzlich lackiert (Vallejo Primium Airbrush Color, Matt Varnish)

Wenn man weiter auf der Oberfläche malen möchte, reicht folglich Isopropanol nicht aus. Man müsste also wieder einmal auf Mattlack zurückgreifen, um die Pigmente wirklich zu schützen. Wie man auf dem Foto oben sehen kann, fällt die Veränderung von „nur mit Isopropanol fixiert“ zu „mit Isopropanol und Mattlack fixiert“ eher minimal aus.

Vorgehen 3: Lackieren

links: Necron Krieger (GW) mit trockenen Pigmenten (Brown Iron Oxide, Vallejo); rechts: zusätzlich lackiert (Vallejo Primium Airbrush Color, Matt Varnish)

Möglicherweise stellt sich jetzt der eine oder andere die Frage, warum man die Pigmente nicht gleich mittels Lackschicht fixiert. Und grundsätzlich ist das auch absolut möglich: Man trägt die Pigmente auf und sprüht dann eine Lackschicht mittels Airbrush oder Dose auf die Miniatur auf – fertig.

Allerdings besteht bei diesem Verfahren das Problem im Auftragen des Lacks. Wie bereits oben beschrieben ist das das Auftragen mittels Pinsel ungünstig, da dadurch Pinselstrukturen auf der Miniatur entstehen. Es liegt in der Natur der Sache, dass beim aufSPRÜHEN von Lack immer auch Luft/Gas mit etwas Druck auf unser Modell gesprüht wird. Hierbei muss man davon ausgehen, dass die nicht fixierten Pigmente zumindest in Teilen von unserer Figur gepustet werden.

Wenn man den Abstand von Airbrushpistole/Sprühdose zu unserem Modell gut wählt, wird vermutlich auch nur ein kleiner Teil der Pigmente davonfliegen. Mir selbst ist die Sache aber zu heikel, weswegen ich die Pigmente trotzdem immer erst einmal mit Isopropanol fixiere, bevor ich mit Mattlack an die Miniatur gehe.

Sollte man in diesem Schritt Fehler gemacht haben, kann man die Pigmente mit White Spirit (*) wieder anlösen und (beispielsweise mit einem Pinsel) einfach wieder abwischen.

Abschließende Anmerkungen

Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel dem einen oder anderen etwas Mut machen konnte, es doch auch einmal mit trockenen Pigmenten zu versuchen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt und es gibt sicherlich eine ganze Reihe an Einsatzmöglichkeiten, auf die ich in diesem Artikel gar nicht zu sprechen gekommen bin.

Vielleicht macht sich mancher auch Sorgen, dass er durch die Pigmente seine bisher gelungene Figur auch „versauen“ könnte? Für diesen Fall möchte ich noch folgenden Hinweis geben: Solange mit Pigmente nicht mittels Pigment Fixierer oder Mattlack fixiert wurden, kann man sie recht gut mittels Wattestäbchen und etwas Isopropanol von der Miniatur tupfen. Hier sollte man sich im Zweifelsfalls etwas Zeit lassen und ohne Druck arbeiten, da das Isopropanol sonst auch die darunterliegenden Farbschichten anlösen kann. Sollte aber ein Effekt mal zu übertreiben ausfallen, hat man auf diese Weise aber eine Möglichkeit an der Hand, um noch mal einen Schritt zurückzugehen.

Stellen sich dir sonst noch Fragen? Oder möchtest du etwas Hilfreiches ergänzen? In beiden Fällen freue ich mich sehr über einen entsprechenden Kommenar unter dem Artikel.

7 Replies to “Trockene Pigmente auftragen”

  1. Hallo und guten Tag,
    wie Immer ein super Artikel! Danke das du dir die Mühe machst. Ich freue mich immer wenn du was neues hochlädst (und wäre überglücklich wenn das noch öfter der Fall wäre). Zum Arikel selber habe ich mich gefragt: wie siehst du in dem Zusammenhang die Dry Farbe von GW/Citadel? Ich selbst habe immer das Gefühl das ich hierbei ein Zwischending zwischen Farbe und Pigmenten verarbeite. Ich setze beides Hauptsächlich zur Base/Geländegestaltung ein, da ich das gefühl habe das es insbesondere in 2D Bereichen der Bases eine ordentliche zusätzliche Tiefenwirkung erzeugt. Was ist deine Meinung Dazu?

    Dann noch eine Frage abseits des Themas: Wie stehst du persönlich zu NMM und SENMM. Ist das wirklich die Königsdisziplin für die Bemalung oder eher eine Geschmacksfrage?

    Zu Guter letzt noch eine (hoffentlich) konstruktive Anregung: kannst du vieleicht ein alphabetisches Register mit Bemalbegriffen und Kurzer Definition (und ggf. Beispielfoto) in den Blog mit aufnehemen? Ich glaube so etwas wäre als schnelle übersicht insbesondere für Anfänger enorm hilfreich.

    Danke für deine Ganze harte Arbeit und MfG
    mohonobilis

    1. Hallo mohonobilis,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich gehe die Punkte jetzt mal schrittweise durch. 🙂 Nur eins vorweg: Auch ich würde wirklich gerne häufiger Artikel schreiben. Es ärgert mich auch, dass die Abstände zwischen den Artikeln immer größer werden. Das hat allerdings in erster Linie private Gründe. Seit ersten Aufbau der Seite bin ich zweimal Vater geworden und folglich bleibt da weniger Zeit für Hobbys. Solange wir als Eltern noch in der Überzahl waren, ging das mit dem Schreiben noch ganz gut, aber seit Kind Nr. 2 da ist, wird die Luft dünn… Andererseits sehe ich aber, dass die Freizeit wieder schrittweise mehr wird, sodass die Schlagzahl der Artikel sicherlich irgendwann auch wieder zunehmen wird.

      1) Ich persönlich komme mit den Drybrushfarben von Citadel nicht klar. Zumindest für das Einsatzgebiet, für das GW sie verkauft, sind sie mir einfach zu klumpig. (Ich möchte demnächst noch mal etwas genauer auf Drybrushing eingehen.) Deine Idee, die Farben für die Basegestaltung zu nutzen, finde ich interessant. Ihre pasteuse Struktur bietet sich da ggf. für bestimmte Situationen an. Allerdings tendiere ich bei Bases dazu, dann gleich Strukturfarben zu verwenden, die dann auch wirklich knochenhart austrocknen und nicht so gummiartig wie ein dicker Klumpen Farbe.

      2) Für mich ist NMM bzw. SENMM eine reine Geschmacksfrage – hinzu kommt die Frage, was genau man erreichen möchte. NMM sieht im Prinzip immer nur aus bestimmten Blickwinkeln wirklich gut aus. Deswegen kann man es gut beim Bemalen von Vitrinenmodellen einsetzten oder in einem Wettbewerb – also immer dann, wenn man mehr oder weniger festlegen kann, aus welcher Richtung die Mini betrachtet wird. Vor allem auf Fotos kommt NMM sehr gut, weil man da ja als Künstler die völlige Kontrolle über die Perspektive hat. Auf dem Spielfeld klappt das mit NMM weniger gut, da die Perspektive variiert.
      NMM ist zum einen anspruchsvoll, weil man als Künstler ein gutes Verständnis für den Verlauf von Licht auf einer Miniatur haben muss. Man muss wissen, welche Formen und welche Materialien das Licht wie zurückwerfen. (Wobei man sich auch hier einige künstlerische Freiheiten erlauben kann bzw. muss, wenn man eine besonders hervorstechende Wirkung erzielen möchte.) Zum anderen ist es anspruchsvoll, weil man erst ganz am Ende des Malens feststellt, ob das Ergebnis überzeugt oder nicht. Die Zwischenschritte sehen beim NMM oft merkwürdig aus und man glaubt, dass man alles falsch macht. Sobald die letzten Akzente gesetzt sind, kommt auch die überzeugende Wirkung des NMM.
      Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich diesbezüglich wirklich wenig Erfahrung habe. Ich werde micht mit dem Thema sicherlich noch mal intensiver widmen – allein schon, um wirklich mitreden zu können. Aber ich persönlich mag TMM (also true metallic metal) sehr gerne und finde, dass auch dieses Vorgehen genug Raum zum Lernen und für detaillierte Ausarbeitungen bietet. (Der Hauptgrund, warum ich mich noch nicht so intensiv mit NMM beschäftigt habe ist wohl, dass ich auch beim TMM noch vieles ausprobieren möchte.)

      3) Solche kontruktive Kritik ist immer sehr hilfreich! Und ja, ich denke, ich werde so ein Register bzw. einen Glossar wohl einbauen. Ganz zu Beginn des Aufbaus der Seite hatte ich mal darüber nachgedacht. Allerdings dachte ich dann, dass ich ja ohnehin schrittweise alle wichtigen Begriffe in Artikel verarbeiten würde, sodass das eigentlich nicht nötig wäre. Mittlerweile glaube ich aber, dass eine solche Liste durchaus der Übersichtlichkeit dienen würde und dass man für eine schnelle Begriffklärung auch wirklich nicht immer einen langen Artikel benötigt. (Die Artikel kann ich ja dann noch immer verlinken.)

      Viele Grüße und nochmals vielen Dank für dein Feedback!

  2. Also, ich komm dir jetzt wieder mit Nagelkram.
    Da nutzt man auch Pigmente, diese werden mittels Miniapplikator oder noch lieber Finger eingerieben. Dabei entsteht allerdings eine Spiegelfläche, richtig schön intensiv leuchtend. Spiegeleffekt und Metallic ist dabei ausdrücklich erwünscht, ist also eher was für krasse Rüstungen.
    Und die muss an den Händen natürlich fixiert werden. Das kann man mit mattem Überlack tun, sieht aber meistens nicht so dolle aus. Wir nutzen also High Gloss Versiegler. Dieser hinterlässt in der Regel keine Pinselspuren und einmal lichtgehärtet hält das bombenfest.
    Wenn dich das interessiert such ich dir gern mal ein gutes Video dazu raus 😏

    1. Hallo Sandra,
      wie immer freue ich mich von dir zu hören. Diese Blicke über den Tellerrand mag ich sehr. Mittlerweile glaube ich auch, dass ich notfalls (nach einem Kurs in den Basics und einiger Übung) notfalls auch in nem Nagelstudio arbeiten könnte, falls mir mein eigentlicher Beruf nicht mehr gefallen sollte. 😉

      Falls du dir die Mühe machen würdest, mir mal ein Video zum Thema herauszusuchen, wäre das Klasse.

      Viele Grüße!

  3. Muhaha, vielleicht versuchst du es dann erstmal mit Minis gegen Geld bemalen ^^

    https://youtube.com/shorts/P_rj1D7-LDU?feature=share

    Falls du das mal durchtestest, mail mich gern an zu geeigneten Produkten oder einem detaillierteren Video 🙂

    Ich hab gerade das Spiel “Clockworker“ bemalt. Da sind so süsse kleine Roboter drin, die auf dem Spielmaterial bronzefarben sind mit leuchtenden grünen Augen, im Steampunk Style.
    Die Augen hab ich zuerst mit Speedpaint Aztec Gold bemalt, war mir aber viel zu lahm. Also hab ich einen lichthärtenden Glitterlack in tiefem Grün genommen und danach noch klar versiegelt, so dass die Augen jetzt richtig plastisch aussehen 😍
    Das Ganze aufgetragen mit einem Dottingtool. Ging super sauber.

    Ich liebe es dass man da so viel übergreifend machen kann.
    Ich hab auch schon mit dem Gedanken gespielt eine Metallicfarbe der Minis als Nagellack zu benutzen. Gut versiegelt müsste das gehen. Bloss trocknen ohne Licht macht mir wenig Freude 😁

  4. Hallo,

    ach habe ich mich heute morgen gefreut, dass es mal wieder einen neuen Artikel gibt! Bisher nur überflogen, wird sich aber demnächst in Ruhe zu Gemühte geführt. 🙂 Ich finde es super, dass Du Themen nicht nur anreißt, sondern Dich wirklich intensiv damit auseinandersetzt, bzw. es so umfangreich zusammenträgst!
    Auch mir geht es so, dass die Zeiten fürs Hobby immer weniger geworden sind und aktuell ganz eingeschlafen waren. Gestern habe ich seit langen endlich mal wieder am Basteltisch gesessen, daher passt auch zeitlich wirklich gut hier neues Futter zu finden. Aus dieser Erfahrung heraus: Es wird mit der Zeit auch wieder „besser“ mit den Kindern und der Zeit für Hobbies 😉 Mit ein bisschen Glück interessieren sie sich sogar dafür 🙂
    Beste Grüße Timo

    1. Hallo Timo,

      danke für deinen Kommentar. Ja, ich bin auch sehr optimistisch, dass die Zeit fürs Hobby und auch fürs Schreiben wieder mehr wird. Hin und wieder setze ich mich auch zusammen mit meiner Tochter hin und male mit ihr zusammen. Vorher hatte ich sie mal gefragt, ob sie auch gerne mal ein „Figürchen“ bemalen würde. Die Antwort der damals Dreijährigen: „Aber wer möchte das denn nicht?“ 🙂

      Viele Grüße!

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