Farbzusätze für extremere Wirkungen

(Oder: Des Mini-Malers Hexenküche, Teil 2)

Jetzt wird es extrem! 😉

In „Des Mini-Malers Hexenküche, Teil 1“ habe ich über einige Farbzusätze geschrieben, die einem beim „alltäglichen“ Bemalen von Modellen helfen und die Eigenschaften unserer Acrylfarben mehr oder weniger subtil verändern können.

Es gibt jedoch noch einige andere Dinge, die wir unseren Farben hinzugeben können, um sehr spezielle Wirkungen zu erzielen. (Hin und wieder müssen wir diese Mittel auch separat auf die Miniatur auftragen und die Farben reagieren dann anschließend mit diesen Zusätzen – aber dazu später mehr.) Natürlich sind diese Zusätze deutlich weniger universell einsetzbar als beispielsweise unser gutes altes Acrylmedium, doch im Fall der Fälle ist es gut zu wissen, wie man eine bestimmten Effekt zustande bekommt. Oder andersherum formuliert: Wenn ich weiß, welche „Spezialeffekte“ ich durch bestimmte Zusätze in meinen Farben erreichen kann, komme ich auch eher auf die Idee, diese Effekte auf meinen Miniaturen einzusetzen.

Metallic Medium/ iridisierendes Medium

Ein noch relativ gängiger Zusatz ist Metallic Medium (bzw. manchmal auch irisierendes Medium bzw. iridescent medium). Durch Hinzugabe dieses Zusatzes kann man aus jeder normalen Acrylfarbe eine Metallicfarbe machen.

Im Wesentlichen handelt es sich bei Metallic Medium um Acrylmedium mit Metallicpigmenten darin (bzw. man könnte es auch Metallicfarbe ohne Farbpigmente nennen). Diese Metallicpigmente können zwar auch aus Metall bestehen, doch oftmals handelt es sich dabei um Pigmente aus Glimmer (englisch mica), einem Mineral.

Die Anwendung dieses Zusatzes ist denkbar einfach: Man mischt lediglich ein paar Tropfen davon in die Farbe, der man einen metallischen Glanz verpassen möchte und trägt diese dann ganz normal auf. Da das Medium keine Farbpigmente enthält, wird der Farbton der zum Mischen verwendeten Farbe, auch nur vergleichsweise wenig beeinflusst.

links: Blue, Vallejo Model Air; rechts: die gleiche Farbe mit etwas Vallejo Metal Medium

In dem Beispielbild oben habe ich nur etwas Vallejo Metal Medium (*) mit der Grundfarbe gemischt und mittels Airbrush aufgetragen. Der Effekt ist eher subtil, aber schön gleichmäßig. Vor dem bloßen Augen tritt der Metalliceffekt noch etwas deutlicher hervor als auf dem Foto. (Da müsst ihr mir jetzt einfach glauben. 😉 )

links: Blue, Vallejo Model Air; rechts: die gleiche Farbe mit einem hohen Anteil an Vallejo Metal Medium

Je mehr Metallic Medium man hinzugibt, desto stärker wird der metallische Schimmer deutlich. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass auch dieser Zusatz Einfluss auf den Farbton haben wird. Es sind zwar keine Farbpigmente enthalten, doch wirken sich auch die Metallicpigmente auf die Farbe aus, wenn man die Dosierung erhöht. Dies lässt sich in dem obigen Foto gut erkennen.

Ich habe im Übrigen die Farbe auf dem rechten Plättchen mit einem Pinsel aufgetragen. Wie man sehen kann, ist eine deutliche Pinselstrichtruktur zu erkennen. Je mehr Metallicpigmente in einer Farbe enthalten sind, desto schwieriger wird es, diese Struktur zu vermeiden. Beim Verteilen der Farbe mit dem Pinsel häufen sich die kleinen Metallicteilchen einfach zu leicht an den Rändern der Pinselstriche an. Allerdings: Im Normalfall sind die von uns zu bemalenden Oberflächen deutlich kleiner und dieser Effekt wird viel weniger offensichtlich.


links: Blue, Vallejo Model Air; rechts: die gleiche Farbe mit etwas Liquitex Iridescent Medium

Wie so oft, kann es nicht schaden, mit den Produkten unterschiedlicher Hersteller zu experimentieren, da sich diese nicht immer gleich verhalten. Als Alternative zum Produkt von Vallejo habe ich beispielsweise das Iridescent Medium von Liquitext (*) ausprobiert. Der hiermit zu erzielende Effekt ist zwar ähnlich, aber eben auch nicht ganz identisch. Das Iridescent Medium hat eine gelige, fast schaumige Konsistenz und scheint den Farbton der Farbe, wenn es getrocknet ist, kaum zu beeinflussen. In dem Bild oben habe ich das Iridescent Medium auf der rechten Seite mit einem Pinsel eingesetzt. Wie man sehen kann, schimmert die Oberfläche deutlich stärker als in dem ersten Bild oben. Gleichzeitig wird dabei der Farbton nicht so stark verändert, wie in dem zweiten Beispielbild. Darüberhinaus scheinen die Metallicpigmente etwas gröber zu sein.

Beim Auftragen des puren Metallic Mediums (egal ob Vallejo oder Liquitex) mittels Airbrush ist übrigens Vorsicht geboten. Wie man oben sehen kann, legen sich die Metallicteilchen so auf die Oberfläche, dass die darunterliegenden Farbschicht sehr schnell nicht mehr zu erkennen ist.

Als Alternative zu Metallic Medium kann man natürlich auch einfach ein möglichst neutrales Silber (wie beispielsweise Stormhost Silver von GW/ Citadel) in eine andere Farbe mischen. Allerdings wird hier der im zweiten Bild gezeigte Effekt noch deutlicher zu Tage treten, d.h. es wird zu einer recht deutlichen Farbtonveränderung kommen.

Krakeliermedium

Krakeliermedium (crackle medium) gehört zu den Medien, die zwar mit unseren Acrylfarben reagieren, jedoch in der Regel nicht mit ihnen gemischt werden. Es gibt zwar auch Krakeliermedien im Künstlerbedarf, die wirklich in die Farben hineingemischt werden müssen, doch handelt es sich hier – soweit ich das in Erfahrung bringen konnte – um Produkte, die konkret auf die Verwendung mit einer bestimmten Farbe abgestimmt wurden. Das heißt, sie reagieren auch nur mit dieser Farbe (in Zusammenarbeit mit einem Aktivator) wie gewünscht.

Krakeliermedium wird eigentlich eher von Malern verwendet, die auf Leinwänden malen. Sie erzielen damit – je nach Art des Mediums – unterschiedliche Rissbildungen in ihrer Farbe. Auch Leute, die Möbel aufarbeiten und einen shabby chic Stil anstreben, greifen auf Krakelierlacke zurück.

Für uns Miniaturen- und Modellbemaler können Krakeliermedien nützlich sein, um beispielsweise Verwitterungseffekte darzustellen. In dem obigen Beispiel habe ich das Crackle Medium von FolkArt (*) verwendet.

Die Anwendung erfolgt dabei in drei Schritten: Man trägt die Untergrundfarbe auf (in meinem Fall Mahagony, Vallejo Model Air) und lässt sie trocknen. Anschließend folgt eine dicke Schicht Krakeliermedium. Wenn auch das Medium trocken ist, sieht die Oberfläche aus, als wäre sie mit einer Klarsichtfolie überzogen worden. Anschließend trägt man die eigentliche Hauptfarbe auf (hier: Khaki Brown, Vallejo Model Air), die während des Trocknungsprozesses langsam aufbricht. Es scheint so, als würde die oberste Farbschicht in unterschiedliche Richtungen schrumpfen, was an Stellen mit besonders viel Spannung zu Rissen führt.

Beim Auftragen mit einem Pinsel werden die Risse vor allem entlang der Pinselstriche auftreten. Bei der Anwendung dieses Mediums sollte einem klar sein, dass der Effekt ansonsten aber ziemlich willkürlich auf unserem Modell entsteht. In dem Beispiel oben habe ich einen Airbrush verwendet.

Ansonsten gilt noch zu beachten, dass Grund- und Hauptfarbe sich in ihrem Farbton klar voneinander unterscheiden sollten, damit der Effekt deutlich hervorsticht.

Die Art der Rissbildung hängt im Übrigen von dem konkreten Produkt ab, das man verwendet. Während manche Medien zu einer länglichen Rissbildung führen, reißen andere Produkte eher mosaik- bzw eierschalenartig. Ich möchte an dieser Stelle allerdings auf kein konkretes Produkt verweisen, da ich wirklich nur das Medium von FolkArt ausprobiert habe. Die Auswahl (*) ist jedoch groß.

Games Workshops/ Citadels Texturfarben Agrellan Badland, Agrellan Earth, Martian Ironearth und Martian Ironcrust sind im Übrigen letztendlich nichts anderes als Acrylfarben, in denen bereits ein Mosaik-Krakeliermedium enthalten ist.

Chipping Medium/ Chipping Fluid

Chipping Medium funktioniert in der Anwendung sehr ähnlich wie das Krakeliermedium. Allerdings schrumpft hier die oberste Farbschicht nicht zusammen, sondern lässt sich stellenweise sehr leicht vom Untergrund lösen, was sich wiederum sehr gut für Verwitterungseffekte einsetzen lässt. Auch dieses Medium wird nicht in die Farbe gemischt, sondern reagiert mit ihr. (Eine ausführlichere Anleitung zur Anwendung dieses Produkts findest du hier.)

Rhino (GW)

Für die abgeplatzten Stellen des Rhinos habe ich das Heavy Chipping Medium von AK Interactive (*) verwendet. Es gibt allerdings auch Produkte anderer Anbieter, wie z.B. Vallejo (*).

Wie beim Krakeliermedium beginnt man damit, dass man eine Untergrundfarbe aufträgt. In meinem Fall war das Rust von Vallejo Model Air. Anschließend trägt man das Chipping Medium in zwei dünnen Schichten auf. Man sollte darauf achten, dass das Medium keine Pfützen auf der Oberfläche bildet, da die darüberliegende Farbe sonst an diesen Stellen reißen wird – ähnlich dem Verhalten von Farbe auf Krakeliermedium. Es sei denn natürlich, dass genau dieser Effekt gewünscht ist.

Es folgt wiederum die Hauptfarbe bzw. die Hauptfarben des Modells. Bei dem Rhino oben habe ich schichtweise Caliban Green Air, Deathworld Forest Air und Elysian Green Air (alles GW/ Citadel) mittels Airbrush aufgetragen. Nach diesem Prozess sieht unser Modell aus, als wäre es frisch aus der Lackiererei gekommen. Das darf natürlich nicht so bleiben! 🙂

Um die eigentliche Wirkung des Chipping Mediums zu entfalten, muss man es erst durch das Auftragen von Wasser (mittels Airbrush oder Pinsel) aktivieren. Nun hat man eine Zeit lang die Möglichkeit, die oberen Farbschichten anzukratzen und Farbe abblättern zu lassen. Am einfachsten gestaltet sich dies mit einem harten (Borsten-)Pinsel. Wenn man gezielter vorgehen möchte, kann man aber auch mit einem Zahnstocher arbeiten und sein Modell nach Lust und Laune zerkratzen.

Sollte sich die Farbe schwer lösen, kann man immer wieder neu Wasser auf das Modell geben. Man sollte allerdings darauf achten, dass man nicht zu viel Zeit zwischen dem Bemalen des Modells und der Aktivierung des Mediums vertreichen lässt. Nach einigen Wochen lässt die Wirkung des Mediums deutlich nach und die Arbeit gestaltet sich recht anstrengend.

Bei dem Beispielmodell habe ich im Übrigen noch weitere Formen des Weatherings angewandt. Aber darüber schreibe ich in zukünftigen Artikeln mehr.

Der Vollständigkeit halber noch ein Hinweis: Ich habe schon öfter gehört, dass man statt des Chipping Mediums auch Haarspray verwenden könne. Ich selbst habe dies nie ausprobiert, da wir soetwas nicht im Haus haben und Haarspray durchaus mehr als das Medium kosten kann. Sollte jemand damit selbst Erfahrung gesammelt haben, würde ich mich aber über einen kleinen Kommentar weiter unten sehr freuen. (Update: Ich habe Haarspray mittlerweile ausprobiert und bin mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Mehr dazu findest du hier.)

UHU

Warboss (GW) mit Bluteffekt an der „Energiekrallä“

UHU Alleskleber (*) ist sicherlich nicht das wohlrichenste Produkt in dieser Liste, aber vermutlich haben die meisten von uns schon einmal mit ihm gebastelt oder kleinere Reperaturen durchgeführt. Aber was genau nützt er uns beim Miniaturenbemalen?

Jeder, der schon einmal mit UHU Alleskleber gearbeitet hat, kennt dies vermutlich: Man hat etwas zu viel Kleber auf eine Klebestelle gegeben und die gelige Masse quillt unschön an den Rändern hervor. Auch wenn der Kleber getrocknet ist, bleiben diese Stellen sichtbar, da der Kleber nicht auf „magische“ Weise verfliegt, sondern nur etwas antrocknet. Außerdem zieht der Kleber Fäden. Was bei der sonstigen Arbeit mit diesem Produkt nervig ist, ist für uns Miniaturenbemaler recht nützlich.

Mischt man einen Tropfen Farbe in einen Klecks UHU, kann man mit der gelig-klebrige Substanz leicht Schleim-, Geifer- oder Bluteffekte erzeugen. In dem Beispiel oben habe ich mit einem Zahnstocher (ein alter Pinsel, den man für wirklich nichts anderes mehr verwenden möchte, ginge auch) UHU-Fäden von den Krallen zum Sägeblatt gezogen. Vorher hatte ich den Kleber mit etwas Blood for the Bloodgod und ein klein wenig Abbadon Black (beides GW/ Citadel) gemischt.

Backpulver

links: Steel Legion Drab (GW/ Citadel) mit viel Backpulver; rechts: gleiche Farbe mit nur wenig Backpulver

Ein weiteres Mittelchen, das wir in unsere Farben geben können, um einen extremeren Effekt zu erzeugen, ist Backpulver. Wie man in dem Foto oben sieht, kann der erzielte Effekt deutlich variieren – je nachdem, wie viel Pulver man in seine Farbe gibt.

Links im Bild sieht man, was passiert, wenn man viel Backpulver verwendet: Die kleinen Backpulverteilchen quellen auf und verbinden sich zu Klümpchen. Die dabei entstehende Masse lässt sich hervorragend zur Basegestaltung verwenden, kann aber auch als „Schlamm“ auf Fahrzeuge aufgetragen werden. Die Backpulverteilchen sind deutlich feiner als Sand und somit als maßstabsgetreuen Darstellung von Sand viel besser geeignet als echter Sand. Für eine 28 oder 32 mm Figur hätte ein einzelnes Sandkorn eher die Größe eines Kieselsteins.

Man sollte jedoch beachten, dass die mit viel Backpulver erzeugte Struktur eine eher „fluffige“ Konsistenz hat. Sie kann zwar ihre Form normalerweise problemlos halten, doch lassen sich Spitzen auch mit dem Finger noch eindrücken, wenn man unvorsichtig ist.

Auf der rechten Seite im Bild oben habe ich nur wenig Backpulver in die Farbe getan. Auf diese Weise erzielt man eine unebene Farbschicht – also etwas, das wir ja in vielen Fällen vermeiden wollen. Hin und wieder kann dieser Effekt jedoch gewünscht sein. Zum einen lässt sich diese Strukturfarbe für Gebäude einsetzen, wenn man das Gefühl hat, dass die Wände zu glatt sind. (Vor allem bei Eigenbauten aus Plasticard oder Foamboard ist dies nützlich.)

Eine andere Anwendungsmöglichkeit ist die Darstellung von Rost. Stark verrostete Stellen sind nicht glatt und die Hinzugabe von etwas Backpulver in die Farbe erlaubt es, dies nachzuahmen. Letztendlich funktioniert dies genauso, wie man Games Workshops Technical Farbe Typhus Corrosion einsetzen würde. Die damit erzeugte Struktur eignet sich dann auch gut zum Trockenbürsten.

Ich habe auch schon hin und wieder gelesen, dass Leute Mehl verwenden, um den gleichen Effekt zu erreichen. Ich persönlich würde davon eher abraten: Backpulver kann nicht schimmeln – Mehl schon.

Abschließende Bemerkungen

Bei den von mir hier genannten Farbzusätzen handelt es sich um Dinge, die ich selbst schon einmal (oder auch häufig) ausprobiert habe. Das bedeutet aber keinesfalls, dass diese Liste irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es gibt eine Reihe von Firmen, die Produkte herstellen, die gezielt bestimmte Effekte auslösen sollen (so gibt es beispielsweise nebem dem Heavy Chipping von AK Interactive auch noch Worn Effects (*), ein Produkt, dass einen ähnlichen aber weniger ausgeprägten Effekt auslöst. Und natürlich habe ich viele dieser Produkte bisher noch nicht ausprobieren können. Außerdem gibt es immer wieder erfinderische Hobbyisten, die auf die tollsten Ideen kommen und aus irgendetwas, das sie im Haushalt finden, einen nützlichen Hobbyzusatz machen.

Solltest du noch Dinge kennen, die sich mit Farben mischen lassen oder zumindest mit ihnen reagieren, um einen interessanten Effekt zu erzielen, würde ich mich über einen Kommentar unter diesem Artikel sehr freuen.

2 Replies to “Farbzusätze für extremere Wirkungen”

  1. Genial! Danke viel mal ich habe total lange gesucht aber hier ist alles zusammengefasst😊 Habe Teil 1 und Teil 2 jetzt gelesen und es war sehr informativ und hilfreich, viele Dank!

    1. Hallo Vanessa,

      vielen Dank für das tolle Feedback.
      Ich freue mich übrigens immer ganz bedonders über Weiterempfehlungen. Mittlerweile wird mein kleiner Blog über Google schon ganz gut gefunden, aber viele Interessierte scheinen direkt bei YouTube zu suchen und kommen gar nicht auf die Idee, nach Texten zu suchen.

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